Country? : Lambchop
Obgleich das „Lambchop“-Universum recht geräumig und ausdifferenziert ist, fällt es leicht, sich darin unmittelbar zu fühlen. Wobei mit gelegentlichen Irritationen gerechnet werden muss. Wer genau hinschaut und hört, vielleicht auch etwas sensibel auf Vier-Buchstaben-Wörter reagiert, entdeckt, dass die Welt von „Lambchop“ zwar eine schöne ist, aber keine im engeren Sinne gemütliche. Die Süße eines Albums wie „Nixon“ ist trügerisch. Die Lyrik von „Lambchop“-Mastermind Kurt Wagner spricht nicht selten von Abgründen, von Bigotterie, Heuchelei und davon, wie nahe das Profane und das Erhabene beieinander liegen. Das neue Album „Damaged“ führt fort und verfeinert, was auf „Is A Woman“ seinen Anfang nahm: so intim aufgenommen, als säße man direkt unter dem Klavier in Wagners Wohnzimmer, hörte, wie sich das Knarzen des Pianoschemels mit dem Knacken der Holzscheite im Kamin vermischt, wie die Finger über die Tasten und die Saiten von Gitarre und Bass gleiten. Wunderschöner balladesker Country-Rock, der manchmal an den ganz jungen Tom Waits erinnert, manchmal an einen weniger bekifften Jerry Jeff Walker. Derzeit sind „Lambchop“ mit dem polnischen Streichensemble „Dafo String Quartet“ und dem Elektronikduo „Hands Off Cuba“ unterwegs, die auch jeweils ohne „Lambchop“ zu hören sind, deren Universum sie neuerdings auf Tonträger und Bühne um weitere subversive Schönheiten erweitern. ASL
Freitag, 20 Uhr, Schlachthof Kesselhalle