: Die taz – eine Gemeinschaft mit Zukunft
Die taz wurde ins Leben gerufen, bevor sie überhaupt gegründet wurde. Über 7.000 Menschen waren bereit, für eine Erstausgabe zu bezahlen, die noch lange nicht geschrieben war. Die taz war ein Versprechen auf die Zukunft. Das konnte nur wahr werden, weil es genügend Menschen gab und gibt, die das Projekt taz tragen – ideell wie finanziell.
Heute nennt man so etwas Crowdfunding. Innovative Projekte können ohne die Unterstützung des Großkapitals umgesetzt werden, weil sich eine Community findet, die sich dafür engagiert. Zu unserem 35. Geburtstag widmen wir vier Sonderseiten dem Thema Community: Wir setzen uns in das Café, das der britische Guardian betreibt. Wir fragen Kai Diekmann, taz-Genosse und Bild-Chefredakteur, warum Communitys so wichtig sind. Und wir erklären, warum wir Facebook kritisieren und dennoch nicht umhinkönnen, es zu nutzen.
Der Community-Gedanke ist fest eingeschrieben in den genetischen Code der taz. Wir leben davon, dass unsere „crowd“, unsere Gemeinschaft, das Projekt mitträgt. Anders als unsere französische Schwester Libération konnten wir es durch die Gründung der Genossenschaft vor 22 Jahren vermeiden, uns in die Abhängigkeit eines Großinvestors zu begeben. Mittlerweile sind es rund 13.500 Genossinnen und Genossen, die uns tragen. Auch „taz.zahl ich“, das freiwillige Bezahlmodell für Inhalte auf taz.de, basiert auf dem Community-Gedanken.
Dabei ist diese Struktur weit mehr als nur der Garant für das wirtschaftliche Überleben. Ihr ist es letztlich zu verdanken, dass die taz heute, an ihrem 35. Geburtstag, so lebendig und beweglich ist wie kaum ein anderes journalistisches Projekt. Die taz musste sich immer wieder radikal neu erfinden, immer wieder neue Felder und Möglichkeiten suchen. Dazu gehören die Workshops der taz.panterstiftung für NachwuchsjournalistInnen, unser Panter-Preis für HeldInnen des Alltags oder der große Kongress, das taz.lab. All das ist gelebter taz-Journalismus.
Ihre Grundhaltung hat die taz dabei während der vergangenen 35 Jahre weiterentwickelt, sie aber nie aufgegeben. Wir verstehen uns nach wie vor als ein Projekt, das die bestehenden Verhältnisse hinterfragt und kritisiert – immer mit der gebotenen Respektlosigkeit. Die Bandbreite der Berichterstattung ist dabei so vielfältig, wie die Redaktion plural ist. Es gibt trockene StrukturanalystInnen und die intellektuellen Feingeister. Wichtige Nachrichten müssen genauso ihren Weg zu dem LeserInnen finden wie Themen, die weit weit weg sind vom Medienmainstream, die ungemütlich oder komplex in der Betrachtungsweise sind.
An unserem 35. Geburtstag möchten wir heute Danke sagen, für die Treue, die Unterstützung, die solidarische Kritik und die kritische Solidarität unserer Community, dafür, dass es uns noch gibt. INES POHL UND ANDREAS RÜTTENAUER – CHEFREDAKTEURINNEN