der rechte rand
: Raue Geschäftspraktiken

In Erinnerung an den 1993 verstorbenen Rechtsrockstar Ian Stuart Donalds waren Anfang Oktober mehr als 1.500 Rechtsrockfans im belgischen Poppel zusammen gekommen. Eröffnet wurde das Konzert von der Dortmunder Band „Oidoxie“, später spielten „Razor Edge“ aus England und die US-amerikanische Gruppe „Blue Eyed Devil“. Schlechte Stimmung dann beim Auftritt von „Nordfront“ aus dem Raum Hannover: Eine Gruppe Fans griff einen Rechtsrock-Händler an. Interne Gewalt ist in der Szene keine Ausnahme: Rechtsrock ist längst ein umkämpftes Millionengeschäft.

An jenem Abend des 14. Oktober schlug eine Gruppe von Konzertgästen auf den Betreiber von „Ragnarök Records“, Hartwin Kalmus, ein. „Die bildeten zuerst einen Schutzwall“, schilderte ein Nutzer eines Online-Forums, danach hätten sie Kalmus „ziemlich schlimm“ bearbeitet. „Sah ganz schön herb aus“, meinte ein anderer Besucher. Die Gründe: Gerüchte. So soll Kalmus „Spitzel“ sein, Hemden mit Logos gegen die Neonazigruppe „Combat 18“ verkauft haben – oder schlicht die Szene „abzocken“.

Geld eintreiben wollten dagegen am 5. Oktober drei Berliner Neonazis beim Betreiber eines Szeneladens in Wismar. In der Nacht drangen sie in das Haus von Philipp S. ein, der den „Werwolfshop“ führt. Sie forderten 10.500 Euro für die Vermarktung von Szene-Artikeln. Zum Nachdruck drohten sie mit Totschlägern und einer Axt. Die Täter, darunter Alexander Bahls, Mitglied von „Speegeschwader“ und Betreiber des Ladens „Parzifal“, stahlen 600 Euro, drei EC-Karten und eine Kreditkarte. Der mutmaßliche Haupttäter sitzt wegen schweren Raubs in Haft.

Die interne Gewalt überrascht kaum – nicht nur, weil die Gewalt offen verkündet wird. Sondern auch, so Michael Kohlstruck von der Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus der TU Berlin, weil das Programm der Szene „geschulte Ideologen“ und „einfache Schläger“ vereine.