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Archiv-Artikel

Das Team der Stunde

TABELLENSTÜRMER Borussia Dortmund ist nicht zu stoppen, auch nicht von Hannover 96. Der BVB gewinnt auswärts 4:0 und setzt sich dank einer perfekten Teamleistung von der gesamten Liga-Konkurrenz ab

Von MV

HANNOVER/BERLIN taz | Man merkt Shinji Kagawa, 21, an, dass er einmal für den FC Barcelona gespielt hat. Er tat das zwar nicht für den erfolgreichen Großklub aus Katalonien, sondern nur für den FC Miyagi Barcelona, aber etwas vom raffiniertem Spiel Barças ist auch auf Kagawa abgefärbt. Am Sonntagnachmittag in der Partie des Tabellenführers gegen Hannover 96 war der 1,76 Meter kleine Mann aus Kobe mit der beste Kicker auf dem Platz. Kein Wunder, dass er in der 11. Minute das Führungstor erzielte.

Es war ein typischer BVB-Treffer: Der Ball scheint verloren, doch ein Schwarz-Gelber setzt nach, erobert den Ball, Sahin spielt den klugen Pass auf den Japaner. Der dribbelt am Strafraum entlang, narrt etliche Gegenspieler. Dann zieht er ab. 0:1. In der 72. Minute folgte das 2:0 durch Barrios: ein wunderbarer Konter mit einem Sturmlauf über den Flügel, Flanke (beides Götze) und Vollendung. 18 Minuten später besorgte Lewandowski das 3:0, dem das 4:0 durch Kuba (90.) folgen sollte.

Hannover musste sich fast durchgängig dem Spielplan der Borussen unterordnen. Die 96er verfingen sich zumeist im Netz des Dortmunder Pressings. Der Gastgeber schoss erst in Minute 31 erstmals aufs BVB-Tor. Wer davon ausgegangen war, dass Borussia wegen der Doppelbelastung in der Liga und der Europa League schlapp sein würde, der wurde getäuscht. Als wären sie frisch aus dem Erholungsurlaub zurückgekehrt, hauten sich die BVB-Profis mit Schmackes in die Zweikämpfe und liefen dem Ball hinterher wie ein Esel der Mohrrübe. Trainer Jürgen Klopp verzichtete sogar auf eine Rotation, weil er der Fitness seiner Truppe blind vertraute.

„Wir müssen nichts besser machen“, hatte Klopp vorm Spiel gesagt, „wir müssen nur unsere Leistung auf den Platz bringen.“ Was Klopp nicht sagte: Wenn uns das gelingt, dann gewinnen wir auch. So sieht das neue Selbstbewusstsein der Borussen aus, die sich nun von der Konkurrenz absetzen. Vier Punkte liegen sie vorm Zweiten, zwölf vorm FC Bayern. Das ist eine Distanz, die in der Geschichte der Liga noch kein Meisterschaftsaspirant aufholen konnte.

Wenn man dem BVB gestern etwas vorwerfen konnte, dann vielleicht, dass sie ihre Chancen nicht noch konsequenter nutzten – Nuri Sahin verschoss in der 76. Minute einen Strafstoß nach einer Tätlichkeit von Haggui –, und dass sie ab und an das Flügelspiel vernachlässigten zugunsten eines Kurzpassgewurstels vorm Strafraum. Aber auch diese Spielweise spricht für das gewachsene Zutrauen der Dortmunder Profis, denn sie wollen den Gegner mit One-touch-Fußball und Doppelpässen ausspielen. Das ist natürlich auch Kagawas liebster Zeitvertreib.

Vor der Partie kam es übrigens nicht zu einer Schweigeminute für Robert Enke. „Am Mittwoch“, seinem Todestag, „machen wir das intern“, kündigte Hannovers Trainer Mirko Slomka an. „Aber heute wollten wir das nicht, dass das Thema wiederauftaucht und die Spieler Kommentare abgeben müssen.“ MV