: SPD-Spitzenkandidatur im Norden: Eine Frage des Stils
SCHLESWIG-HOLSTEIN Die SPD-Mitglieder entscheiden, wer den Landtagswahlkampf anführen soll
PINNEBERG taz | Das Rennen um die SPD-Spitzenkandidatur in Schleswig-Holstein für die nächste Landtagswahl hat offiziell begonnen: Vier Kandidaten haben sich am Sonntag in Pinneberg bei einer regionalen Mitgliederversammlung ihren Genossen vorgestellt. Erwartet wird ein Duell zwischen dem Landesparteichef Ralf Stegner und dem Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig.
Die Chancen der Bürgermeisterin der Stadt Elmshorn, Brigitte Fronzek, gelten als schwer einschätzbar. Die Bewerbung des weitgehend unbekannten Kieler Personalrats Mathias Stein dürfte aussichtslos sein. Ein Meinungsbild nach der Versammlung bestätigte das: Albig ging mit 134 Stimmen als Favorit hervor, Stegner erhielt 104, Fronzek 90 und Stein 4 Stimmen.
Im kommenden Frühjahr werden die Mitglieder der SPD in Schleswig-Holstein per Briefwahl über ihren Spitzenkandidaten abstimmen. Ein Termin für die nächste Landtagswahl steht noch nicht fest. Das Landesverfassungsgericht hatte im August Neuwahlen bis spätestens September 2012 angeordnet.
Dem Treffen in Pinneberg soll eine Vorstellungstour mit 16 Stationen folgen. Große inhaltliche Differenzen gibt es nicht: Alle Bewerber betonten, wie wichtig Bildungspolitik sei, und kritisierten das Sparpaket der schwarz-gelben Landesregierung in Kiel.
Den SPD-Mitgliedern bleibt somit bei ihrer Entscheidung nur die Wahl zwischen unterschiedlichen Politikstilen: Da ist zum einen der eher linke Partei- und Fraktionschef mit Ministererfahrung, Ralf Stegner. Nach dem Ende der großen Koalition in Schleswig-Holstein war er 2009 Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, die den Sozialdemokraten herbe Stimmenverluste einbrachte. Er hat seit den Konflikten mit der CDU in der Koalition ein Rambo-Image. Das versucht Stegner zu bekämpfen, trotzdem bleibt er ein Freund des Zuspitzens und der Sticheleien.
Anders Torsten Albig: Der Kieler Oberbürgermeister gilt in Schleswig-Holstein seit seinem eher sachlichen Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus der Landeshauptstadt als Gegenmodell zu Stegner. Von seiner Kanidatur erfuhr der Parteichef allerdings aus dem Radio, kurze Zeit nach dem Neuwahl-Urteil. Albig sagte damals dazu, er habe die SPD-Zentrale „in Kenntnis gesetzt“. Das müsse reichen. Solche Sätze hat man am Sonntag nicht in Pinneberg gehört: Albig sprach sehr ruhig über die Probleme in der Bildungspolitik.
Die Kandidatin Brigitte Fronzek sieht die „Zeit für eine andere Art der Politik“ gekommen. Sie will ehrlichere Wahlversprechen: „Ich bin bereit zu sagen, was wir bezahlen und was nicht.“ Zugunsten besserer Bildung will sie an Straßenprojekten sparen.
DANIEL KUMMETZ