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Archiv-Artikel

„Ein schöner Brauch“

OSTERN ATHEISTISCH Der Hamburger Rolf Schröder ist Atheist und feiert trotzdem Ostern. Denn das ist ein schönes, traditionelles Frühlingsfest

Von FCK
Rolf Schröder

■ 73, Physiker, ist Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, dessen Ziel die Förderung des Humanismus ist. Außerdem engagiert er sich in der Piratenpartei, weil deren Mitglieder kein religiöses Bekenntnis ablegen.

Ohne Religion und gelebte Praxis von Religion gäbe es kein Menschsein, hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gesagt. Das heißt, wer nicht glaubt, wer kein Christ ist, ist kein richtiger Mensch. Das ist ein starkes Stück, finde ich. Da steckt eine ganz starke Menschenverachtung drin, denn wenn man nicht der christlichen Gemeinde angehört, ist man kein echter Mensch. Das heißt das doch auf Deutsch.

Wir hier in der Familie feiern gar nichts Religiöses zu Ostern. Als die Kinder noch im Haus waren, haben wir aber trotzdem Ostereier gefärbt und gesucht. Denn das ist doch ein schönes Frühlingsfest, und alle machen das. Schließlich gibt es ja auch jedes Jahr Weihnachtsgeschenke.

Für mich sind diese Feste eine Tradition, auch das ganze Drumherum. Und auch jetzt, wo die Kinder längst aus dem Haus sind, behalte ich das gerne bei – auch als Atheist. Und wenn ich dem Fest einen neuen Namen geben müsste, würde ich es „Frühlingsfest“ nennen. Denn das ist ja die Jahreszeit, in der es gefeiert wird, und das passt sehr gut.

Aber den Brauch, der historisch durch die Kirchen bedingt ist, wieso soll man den abschaffen? Nein, das würde ich nicht machen. Mir kommt es auf die Tradition an, und wenn es nun mal Tradition ist, Eier zu verstecken: Wieso nicht? Und man kann das ja auch machen, ohne an etwas Bestimmtes zu glauben.

Abgesehen davon finde ich, alle Religionen sollten gleich behandelt werden. Und vor allem sollte Religion Privatsache bleiben. Jeder soll nach seiner Façon leben, aber mich bitte nicht damit behelligen.  PROTOKOLL: FCK