: Mord an Lehrerin: Neuer Prozess
Der Mord an einer Lehrerin aus Ahrensburg wird am Montag vor dem Landgericht Lübeck neu aufgerollt. Nach der Revisionsentscheidung des Bundesgerichtshofes (BGH) muss sich der 19-jährige Alex O. erneut wegen Mordes an der 51-jährigen Isolde F. verantworten. Aus Wut über schlechte Zensuren soll er mit seinem älteren Bruder im Januar 2005 seine Lehrerin in ihrer Wohnung aufgesucht und getötet haben. Sein zwei Jahre älterer Bruder Vitali O. war wegen Mordes zu acht Jahren und neun Monaten Jugendstrafe verurteilt worden. Alex O. hingegen kam mit einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung und einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten davon. Dass er an dem Mord selbst beteiligt war, sei ihm nicht nachzuweisen, urteilte die Lübecker Kammer.
Der BGH hob das Urteil auf. Die Staatsanwaltschaft hat auch für Alex O. eine Verurteilung wegen Mordes verlangt. Am 16. Januar 2005 war ein Konflikt auf blutige Weise eskaliert, der sich seit Monaten an der Heimgarten-Realschule hochgeschaukelt hatte. Alex O., der mit seiner Familie zehn Jahre zuvor aus Kasachstan nach Ahrensburg gekommen war, war ein guter Schüler. Nur im Fach Deutsch, bei seiner Lehrerin Isolde F., stimmten die Noten nicht. Das lag auch an einem rigiden Strafsystem, das die Schulkonferenz eingeführt hatte und das Isolde F. konsequent umsetzte: Jedes Fehlverhalten wurde mit einer Sechs sanktioniert. Die schlechte Note, die Alex schließlich drohte, bildete nicht nur seine Leistung, sondern auch den schwelenden Konflikt mit seiner Lehrerin ab. Den schilderte er seinem Bruder als permanente Schikane durch Isolde F.
Als Alex O. um die angestrebte Laufbahn bei der Bundeswehr fürchtete, beschloss Vitali O. zu handeln.
Der große Bruder hat im Prozess die Verantwortung auf sich genommen. Er allein habe mit dem Küchenmesser zugestochen, nachdem es an der Wohnungstür der Lehrerin zum Streit gekommen sei. Dem Leiden des Bruders habe er nicht mehr tatenlos zusehen wollen. Alex O. selber schwieg. Ihm hielt das Gericht vor, dass er keine maßlose Willkür seiner Lehrerin, sondern einen „ganz normalen Schulalltag“ erlebt habe. EE