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Archiv-Artikel

Hannovers Fleißbiene

Von OTO

Wenn die Saison 2013/14 bald zum kurzen Kapitel der Vereinschronik zusammengefasst wird, müssen sie ihm im Grunde fast alle Zeilen zuschreiben. Dass Hannover 96 unbeschadet die Spielzeit beendet, ist vor allem Lars Stindl zu verdanken. Als die Mannschaft dem Abgrund der Fußball-Bundesliga entgegentaumelte, gab er ihr Halt. Seine Auftritte als Antreiber, Anführer und Torschütze verdienen Applaus. Er personifiziert die wundersame Wandlung eines Teams, das – eben noch frei von Leidenschaft – nun nach zwei Siegen gegen den HSV (2:1) und bei Eintracht Frankfurt (3:2) leise jubilieren darf.

Wer die Bundesliga nur via Sportschau konsumiert und sich nur bedingt für Hannover 96 begeistert, wird Stindl eher nicht kennen. Der 25-Jährige ist eine kleinlaute Fleißbiene, die still und heimlich Karriere macht. Fast vier Jahre nach seinem Wechsel vom damaligen Zweitligisten Karlsruher SC zu den Niedersachsen darf Stindl attestiert werden: Keiner seiner 96-Kollegen hat sich so konsequent weiterentwickelt wie er. Drecksarbeit im defensiven Mittelfeld: wird fehlerlos erledigt. Das Spiel klug eröffnen und lauffreudig ankurbeln: ist seine Stärke. Offensive und Kopfballduelle: gelingt ihm beides.

Es gab kurze Phasen, in denen selbst der Dauerläufer Stindl von einer schweren Last gebremst wurde. Mitte 20, eher introvertiert, unerfahren im Abstiegskampf: Die Fragen, ob ein solcher Spielertyp eine Mannschaft als Kapitän erfolgreich durch den Abstiegskampf führen kann, ließen nicht lange auf sich warten. Seine Antwort gab er mit Taten. Vor allem mit seiner Energieleistung im Heimspiel gegen den HSV, als er Vorlagen und Torschüsse in Serie beisteuerte, hat Stindl die Fans begeistert. Es waren auch viele jener 96-Anhänger darunter, die kurz zuvor noch übel über Mannschaft und Vereinsführung geschimpft hatten.

Das Verblüffende an Stindl bleibt: Er ist ein Alleskönner. Auf der Zielgeraden hat ihn der Trainer ganz weit nach vorne in die Offensive beordert. Ohne gute Stürmer und Männer mit Elan war eine Umstellung im Spielsystem gefragt, die den Negativ-Trend stoppen sollte. Seitdem darf sich Stindl für seine Rolle als Spielgestalter und ergänzender Angreifer zufrieden auf die Schulter klopfen. „Er hat uns alle mitgerissen“, sagt Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt. „Die Mannschaft hat den Ernst der Situation erkannt und die Herausforderung vollumfänglich angenommen“, sagt 96-Präsident Martin Kind. Beide Lobesarien sind richtig und treffen den Kern der Sache doch nicht: Stindl war der größte Vorteil, den sein Verein im Wettstreit mit den anderen abstiegsgefährdeten Mannschaften zu bieten hatte.  OTO