heute in Bremen
: „Große familiäre Unterstützung“

Die Uni Bremen räumt mit Vorurteilen zu familiär verursachten Schulproblemen von Migranten-Mädchen auf

taz: Werden Migranten-Mädchen von ihren Familien in ihrer schulischen Laufbahn behindert?

Prof. Yasemin Karakasoglu, Erziehungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt interkulturelle Bildung an der Bremer Uni: Nein, im Gegenteil. Die Eltern haben hohe Erwartungen und unterstützen zumeist ideell den Bildungsweg ihrer Töchter.

Gibt es dafür Belege?

Wir haben bundesweit 950 Mädchen mit Migrationshintergrund befragt, deren Eltern aus der Türkei, Griechenland, Italien, Russland und dem ehemaligen Jugoslawien stammen. Eine generelle familiär bedingte Benachteiligung junger Migranten-Mädchen konnten wir nicht feststellen. Viel größere Grenzen steckt das Haushaltseinkommen.

Dabei hält sich hartnäckig das Vorurteil der gut behüteten Türken-Töchter.

Gerade türkischstämmige Mädchen werden deutlich stärker von ihren Eltern unterstützt als beispielsweise russlanddeutsche Töchter. Sie sind auch innerlich deutlich weniger eng mit dem Heimatland ihrer Eltern verknüpft als Mädchen mit italienischem und griechischem Migrationshintergrund.

Das hat sich offensichtlich noch nicht rumgesprochen.

Wissenschaftliche Studien erregen weniger Aufmerksamkeit als medienwirksame Zwangsverheiratungen, obwohl es sich bei ersteren um repräsentative Umfragen und bei letzteren um Einzelfälle handelt. Daher suchen wir den Dialog – und vor allem mit Lehrerinnen und Lehrern. Fragen: R. Götze

Vortrag „Schulerfolg und Elternhaus“, 19.30 Uhr, Teerhof 58. Eintritt frei.