Keiner will den Castor

ATOMSTREIT Nach Bremens Weigerung sträubt sich nun auch Hamburg, dass ein Castor-Transport über den Hafen ins russische Majak geht. Bürgermeister Ahlhaus (CDU) kritisiert den Plan als „politisches Manöver“

„Wir werden das mit allen Mitteln zu verhindern suchen“

ENNO ISERMANN, UMWELTBEHÖRDE

Erst ziert sich Bremen, nun will auch Hamburg sich den Castor vom Leibe halten. Der Hamburger Senat will verhindern, dass ein geplanter Atommülltransport aus dem westfälischen Ahaus ins russische Majak über den Hamburger Hafen abgewickelt wird.

„Wir haben den Eindruck, dass diese Entscheidung nicht unter fachlichen Gesichtspunkten gefällt wurde, sondern dass es sich hierbei um ein durchsichtiges politisches Manöver handelt“, sagte Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU). Deshalb werde er „diese nicht nachvollziehbare Belastung unserer Stadt so nicht akzeptieren“. Enno Isermann, Sprecher der von Anja Hajduk (GAL) geführten Umweltbehörde, findet noch deutlichere Worte: „Wir werden das mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern suchen.“

Anfänglich waren auch Bremen und Bremerhaven als Häfen für den Transport im Gespräch – bis vergangenen Donnerstag die bremische Bürgerschaft mit den Stimmen der SPD, GAL und Linken entschied, generell keine Atomtransporte in den beiden Häfen mehr dulden zu wollen. Zuvor schon hatte der Stadtstaat Sicherheitsbedenken im Fall des Transportes geäußert.

Am Beschluss der Bremer sich ein Beispiel zu nehmen, forderte die umweltpolitische Sprecherin der Hamburger Linkspartei, Dora Heyenn. Auch an der Elbe gebe es eine parlamentarische Mehrheit, Atomtransporte komplett zu untersagen. Und zwar jenseits der CDU, sagte Heyenn in Richtung der mitregierenden GAL.

Bei dem geplanten Transport geht es um Atommüll aus dem DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. Sachsen hatte die 951 Brennelemente 2005 ins Zwischenlager Ahaus bringen lassen. Von dort aus sollen sie nun in den russischen Atomkomplex Majak gebracht werden. Das im Südural gelegene Gelände gilt nach Tschernobyl als der am stärksten verstrahlte Ort der Erde. Dessen ungeachtet leben dort, laut Umweltorganisation Ecodefense, mehr als 5.000 Menschen. MAP