: Drastische Eingriffe in die Agrarforschung
Der Forschungsbereich des Agrarministeriums soll umstrukturiert werden. Einige Forschungsinstitute sollen geschlossen werden, andere umziehen
Das Bundeslandwirtschaftsministerium plant einen drastischen Umbau seiner Forschungsinstitute. Im Rahmen der Neuorganisation sollen nicht nur zahlreiche Institute geschlossen oder verlagert werden, auch stehen rund 500 der insgesamt 2.800 Planstellen in den Forschungseinrichtungen auf der Streichliste. Während die Grünen vor einem Kahlschlag in der Agrarforschung warnen, versucht das Ministerium abzuwiegeln. „Das ist ein Diskussionspapier, über das noch nicht endgültig entschieden ist“, sagte ei- ne Ministeriumssprecherin. Das Vorhaben „für eine zukunftsfähige Ressortforschung“ soll jetzt in zwei Wochen erst einmal mit den Leitungen der Forschungsanstalten erörtert werden.
Die betroffenen Wissenschaftler befürchten eine grobe Beschneidung und mehr politische Kontrolle, denn sieben Bundesforschungsanstalten sollen binnen fünf Jahren zu vier Bundesoberbehörden in Quedlinburg, auf der Ostseeinsel Riems, in Karlsruhe und Braunschweig zusammengeführt werden. So sieht es das Konzept aus dem Hause von Agrarminister Horst Seehofer vor.
Die bisher 71 Institute an 35 verschiedenen Standorten schrumpfen demnach auf 47 Institute an 20 Standorten zusammen. Allein im Bereich Ernährung und Lebensmittel werden 9 von 17 Instituten aufgelöst, zahlreiche Stellen werden gestrichen und Etatkürzungen umgesetzt. Und das, obwohl Seehofer der Ansicht ist, dass die Bundesforschung als ein „exzellentes Beratungsinstrument“ für die Arbeit seines Ministeriums unverzichtbar sei.
Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) und die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig, die Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) in Quedlinburg, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald-Insel Riems, die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) in Karlsruhe, die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) und die Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi), beide in Hamburg, sowie die Zentralstelle für Agrardokumentation und -information in Bonn.
Die Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalten kritisieren an den gerade bekannt gewordenen Sparplänen des Verbraucherministeriums vor allem den Mangel an inhaltlicher Diskussion und den anhaltenden Abbau der Umweltforschung. Leiden wird die Forschung aber auch allein dadurch, dass viele Mitarbeiter an neue Standorte versetzt werden.
INGE LINDEMANN