: Druck aus der Tiefgarage
OUTSOURCING Wo Drucken noch eine politische Frage ist: Der Asta der Uni Bremen hält sich seit gut 30 Jahren eine eigene Druckerei. Nun gerät sie unter Konkurrenzdruck. Der rot-grüne Asta könnte sie schließen
DRUCKER MARTIN FIEBELKORN
Der Raum ist fensterlos, die Decke niedrig, Zigarettenrauch liegt in der Luft. Abwasserrohre ziehen die Wände entlang, Kalksandstein und Beton, weiß übertüncht. Die Tiefgarage ist gleich nebenan. Zwei Packen Papier auf dem Schreibtisch halten den Monitor in richtiger Höhe, dahinter: Martin Fiebelkorn, Jahrgang 1956, Asta-Druckereibeauftragter. Von hier versorgt er Asta, Studiengangs-Ausschüsse und allerlei linke Gruppen und Grüppchen mit Broschüren, Flugblättern, Heften und Plakaten. Die finanzieren im Gegenzug die Druckerei. Seit über 30 Jahren läuft das so. Fiebelkorn sieht keinen Grund, warum sich das ändern sollte.
Der Asta schon. Denn seit kurzem hat dort nicht mehr das Linke Listenbündnis (Lili) das Sagen, sondern VertreterInnen von „Campusgrün“ und der Liste „Asta für alle“ (AfA), die als SPD-nah gilt.
„Jung und dynamisch“ sei die neue Crew an die Arbeit gegangen, sagt Fiebelkorn, aber „vielleicht ein bisschen unüberlegt“. Er ist bemüht, die Balance zu halten zwischen Ausgleich und Affront, will kritisieren und zugleich versöhnlich bleiben. Nicht nur wegen seiner halben Stelle. Sondern auch wegen der „Heidelberger Qualitäts-Offsetmaschine“ im Zimmer nebenan, Jahrgang 1984, und, wie Fiebelkorn hinzufügt, „komplett mechanisch“: Von der Papierdicke bis zum Anpressdruck der Walze kann, nein muss man hier alles an Schrauben und Hebeln einstellen.
Der neue Asta wollte den Oldtimer verkaufen, die Keller-Druckerei schließen. So steht es im Entwurf eines „Konzepts für Weiterentwicklung der Asta-Druckerei“, das Fiebelkorn Mitte September zuging. Die E-Mail, der das Papier anhing, ist unterzeichnet von „Lena & Sara“. Das sind die Asta-Vorsitzenden. „Die Rahmenbedingungen“, heißt es darin, hätten sich gewandelt, „externe Druckereien“ könnten inzwischen „zu wesentlich günstigeren Konditionen und in besserer Qualität studentische Druckprojekte umsetzen“.
Der Asta höchstselbst gab unlängst seine Erstsemester-Broschüre bei einer solchen Internetdruckerei in Auftrag. Fiebelkorn greift ein Exemplar des Heftchens, mit spitzen Fingern blättert er es auf: Glanzpapier, Farbfotos auf jeder Seite. „Muss das sein?“, fragt er.
Fiebelkorn weiß, dass seine Offset-Maschine mit solchen Ansprüchen nicht mithalten kann, genauso wenig wie die Druckkosten seines ebenfalls schon angestaubten Farblaserdruckers konkurrenzfähig sind. Auch er würde „gerne den Digitaldruck ausbauen“. Die Kellerräume aber sind dafür recht feucht, der Platz begrenzt. Unklar ist überdies, wie die Druckerei künftig finanziell überleben soll. Denn der Entschluss des Asta, den regelmäßigen Semesterrundbrief einzustellen, bringt die Druckerei, deren Teilhaushalt zuletzt stets ausgeglichen war, um rund 60 Prozent ihrer Einnahmen. Der Fortbestand der Einrichtung, sagt Selfmade-Drucker Fiebelkorn, „ist eine politische Frage“.
Die Asta-Druckerei, argumentiert die Lili, stehe immer und kurzfristig zur Verfügung und drucke „unkommerziell und kostengünstig“. Vertreter etlicher Studiengangs-Ausschüsse meldeten vergangene Woche Protest an. Für heute ist eine Protestversammlung angekündigt.
Asta-Sprecherin Sara Dahnken (AfA) sagt auf Nachfrage, man habe nie ein Schließungskonzept veröffentlicht. Zur Zukunft der Druckerei will sie nichts sagen. Nur soviel: „Der Asta macht die definitiv nicht dicht.“ ARMIN SIMON