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Archiv-Artikel

40 Hektar mehr Grün

Aber leere Betten und alte Riensberger: Aktuelle Erkenntnisse des Statistischen Landesamtes

Von cja

Das eine oder andere Semester Statistik sollte der Anwender hinter sich gebracht haben, wenn er mit „Bremen kleinräumig“, dem jetzt auf einer interaktiven DVD erschienen Daten-Kompendium des Statistischen Landesamtes Bremen etwas anfangen will. Wer beim Wort „interaktiv“ auf bunte Charts und animierte Glitzergrafik hofft, wird allerdings enttäuscht. Den Benutzer des auf dem Datenbankprogramm „EASYSTAT“ basierenden Landesalmanachs erwarten lange Zahlenkolonnen und unförmige Tabellen. Wer sich davon nicht schrecken lässt, vermag der silbernen Scheibe jedoch allerlei zu entlocken.

So ist zu erfahren, das Bremen schrumpft. Allerdings im Schneckentempo: Um ein halbes Prozent fiel die durchschnittliche Wohnbevölkerung seit 1995 – auf 546.148 BremerInnen. Kleiner Trost: Diese können sich an 40 Hektar oder 1,1 Prozent mehr Grünflächen erfreuen als noch vor zehn Jahren. Weiter lässt sich feststellen, dass die Hotelbetten im vergangenen Jahr an zwei von drei Nächten leer blieben, auswärtige Gäste aber dennoch 1,4 Millionen Nächte an der Weser zubrachten. Im Jahr 2004 beherbergten die 96 Bremer Hotels noch etwa 0,7 Prozent mehr an Gästen. Und: In Tenever wohnen doppelt so viele Protestanten wie Katholiken, im Lindenhofquartier aber fünf mal so viele.

Wer sich für die soziale Topographie Bremens interessiert, den lässt das digitale Lexikon wissen, dass der Anteil der Abiturienten im Ostertor und Oberneuland bei rund einem Drittel der Wohnbevölkerung liegt, im Waller Westend aber nur bei einem Siebtel – während er im Lindenhof auf ein mageres Elftel abfällt. Nachwuchsproblemen muss sich vermutlich der Schwachhauser Ortsteil Riensberg stellen, dessen Durchschnittsalter mit 47 Jahren 11,5 Prozent höher liegt als der des bei Jungen beliebte Ostertors mit 40,9 Jahren. Allerdings halten diese dem Stadtteil auch nicht lang die Treue: Nach durchschnittlich 8,7 Jahren machen sich die Ostertor-Bewohner wieder davon. Im etwas betulicheren Riensberg halten es die Menschen eine ganze Weile länger aus: Erst nach 13,4 Jahren suchen sie durchschnittlich das Weite.

Die große Stärke der elektronischen Rechenassistenten liegt in der freien Kombinier- und Selektierbarkeit der verfügbaren Daten nach beliebigen geografischen, chronologischen und inhaltlichen Kriterien. Die „Bremen kleinräumig“-DVD ist für 20 Euro beim Statistischen Landesamt (An der Weide 16 - 18) erhältlich.

Allerdings: Die selben Daten kann man sich nach ungefähr dem gleichen Prinzip online auf der Homepage des Statistischen Landesamtes aufbereiten lassen. Umsonst. cja