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Archiv-Artikel

Kabinenpredigt Hertha entdeckt Hegel

Männer sind primitiv, aber glücklich, heißt das Programm eines Alleinunterhalters, den Hertha zum Training einlädt. Selbsterkenntnis nennt man das

Manchmal, da ist man von sich selber überrascht, weil einem etwas an sich auffällt, das man vorher nicht bemerkt hat. Huch, denkt man dann, das ist ja ein Ding. Selbsterkenntnis nennt das der Profi.

Und auch bei Hertha BSC ist jetzt solch ein Vorgang zu verzeichnen. Damit meine ich nicht die nach verlorenen Spielen übliche Selbstkritik oder Ursachenforschung, denn die ist meist nicht wirklich ernst gemeint. Denn Schuld hat sowieso immer der andere, und das stimmt ja auch. Nein, Hertha hat jetzt die Hegel’sche Dialektik entdeckt, also die Anstrengung des denkenden Subjekts, über sich selbst hinauszugehen – was auf den ersten Blick überhaupt nichts mit Fußballern zu tun. Aber wie gesagt: Hertha überrascht durch männliche Selbsterkenntnis.

Was also ist passiert? Mario Barth, ein Alleinunterhalter aus Berlin, stellt derzeit sein neues Bühnenprogramm vor. Männer sind primitiv, aber glücklich, nennt er es. Und Hertha BSC hat sich wohl in diesem Titel ganz plötzlich selbst gefunden. Kaum kam dieser dialektische Gedankenblitz über den Verein, schon haben die Herthaner Barth eingeladen, mit den Fußballprofis gemeinsam zu trainieren und sich zu unterhalten. Sozusagen, um sich am lebenden Objekt von der großen Wahrheit dieses kleinen Satzes zu überzeugen. Na, da haben sich sicher Dumm und Doof ganz köstlich miteinander amüsiert.

Dass nicht alle Männer primitiv sind, hat hingegen der ehemalige Herthaner und jetzige Spieler bei Mönchengladbach, Nando Rafael gezeigt. Focus, das so genannte Münchner Nachrichtenmagazin, hatte Rafael fälschlicherweise mit dem Café King, der Schaltzentrale im Schiedsrichter-Wettskandal, in Zusammenhang gebracht. Mittels eines Vergleichs vor Gericht bekam Rafael jetzt 20.000 Euro für diese Lüge. 7.500 Euro hat der Mönchengladbach-Spieler Rafael davon nun der Nachwuchsakademie von Hertha geschenkt. Und das, finde ich, ist doch mal ein wirklich feiner und ganz und gar nicht primitiver Zug von ihm. Sarah Schmidt