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Archiv-Artikel

Sauberes Wasser und Kohlendioxid

Der Deutsche Umweltpreis wird in diesem Jahr geteilt: Unternehmer Hans Huber hat dezentrale Abwassersysteme entwickelt. Klimaforscher Ernst-Detlef Schulze erklärt den Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre

BERLIN taz ■ Die Wasserknappheit und der weltweite Klimawandel sind in diesem Jahr die ganz großen Themen auf der Agenda der Umweltpolitik. Das betont die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit der Vergabe des diesjährigen Deutschen Umweltpreises: Den mit 500.000 Euro höchstdotierten europäischen Preis für besondere Leistungen im Bereich der Ökologie teilen sich in diesem Jahr der bayerische Unternehmer Hans G. Huber und der Jenaer Wissenschaftler Ernst-Detlef Schulze.

Huber wird für die „Entwicklung hochwertiger Technik zur Frischwasseraufbereitung in Schwellen- und Entwicklungsländern“ ausgezeichnet. Der Ökosystemforscher Schulze bekommt den Preis dafür, dass er das weltweit größte Projekt zur Berechnung der Kohlenstoffbilanz in Europa gestartet hat.

„Naturschutz ist kein Luxus, sondern eine wichtige Zukunftsaufgabe“, sagte Bundespräsident Horst Köhler, der den Preis gestern in Dresden überreichte. Deshalb brauche der Staat, dessen Aufgabe Natur- und Umweltschutz immer bleiben werde, „Verbündete in der Gesellschaft“.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit gibt es für 2,6 Milliarden Menschen weltweit keine ausreichende Sanitärversorgung, nur zehn Prozent der Abwässer werden geklärt, drei Viertel aller Kläranlagen in Entwicklungsländern funktionieren schlecht oder gar nicht. Dieses Problems hat sich der heute 64-jährige Huber angenommen. Die Hans Huber AG, die sich als Technologieunternehmen für den Umweltschutz versteht, hat ein nachhaltiges dezentrales System für Frischwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung entwickelt, das an die jeweiligen Verhältnisse anpassbar ist. Aus Abwasser wird mit Hilfe von Hubers Technik Dünger und Wasser, das beispielsweise zur Bewässerung in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann. So kann Abwasser im privaten Kreislauf oder auch dort, wo es keine zentralen Kläranlagen gibt, wertschöpfend verwertet werden.

Huber ist ein Beispiel dafür, dass wirtschaftlicher Erfolg und Umweltschutz kein Gegensatz sein müssen: Aus einem regional aktiven Familienbetrieb formte er einen weltweit agierenden Betrieb, der in mehr als 50 Länder liefert und allein in Deutschland 470 Leute beschäftigt.

Die Arbeit des Klimaforschers Schulze kann vor allem bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Nutzen sein, die den Klimawandel beschleunigen. Sein Projekt, CarboEurope, soll gesicherte Daten zum Kreislauf von Kohlendioxid in Europa liefern: Wo wird besonders viel von dem schädlichen Gas freigesetzt? Wo wird besonders viel gespeichert? Wie viel schaffen beispielsweise die Wälder tatsächlich? In einem Versuchswald sucht Schulze nach der optimalen Artenmischung. Weil es bislang nur Schätzungen zur Speicherwirkung gibt, gibt es auch jede Menge Schlupflöcher für Treibhausgaserzeuger. „Durch CarboEurope könnte sich das ändern“, sagte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. B. WILLMS