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Archiv-Artikel

DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (5) Das Ende der Dinos

VORSCHAU Heute mit hanseatischem Gefühlsasyl, dem FC Bayern München ohne Termine, einer Badewanne voll Rasierwasser und Vuckos neuer Karriere in Sarajevo

Mainz/Hamburg, 10. Mai: Nach dem gegenwehrlosen 0:3 bei Mainz 05 steht der Hamburger Sport-Verein, selbsternannter letzter Dino der Liga, als Absteiger fest. „Wir werden nicht aussterben“, verkünden mehrere Männer, die steif wie eine Nordseebrise behaupten, gerade dem aktuellen Vorstand anzugehören. Uwe Seeler versucht erfolglos, sich in einer Badewanne voll Hattrick-Rasierwasser zu ertränken. Nur auf dem Kiez wird gefeiert. Der FC St. Pauli bietet den HSV-Fans Gefühlsasyl („Komm zu Pauli, du kannst es“) und Therapiegespräche über den falschen Glauben an Wiedergeburten: „Dinos hat die Erde noch nie gebraucht.“

Köln, 11. Mai: Nach den dreiwöchigen Aufstiegsfeierlichkeiten des FC verspricht Manager Jörg Schmadtke eine „grundlegende Neu-Orientierung des Vereins“. Man wolle „Demut, Zurückhaltung und realitätsnahe Nüchternheit als Leitbegriffe in die neue Saison“ nehmen. Das Umfeld reagiert geschockt. „Wat will dä Mann? Is dä balaballa?“

Llanfairpoch, 12. Mai: Seit Jahren sind die Gaelic Welsh Scottish Sportsmen Championships geplant, bei denen der gesamtinsulare Raum westlich von Benelux einen gemeinschaftlichen Siebenkampf der sechs wichtigsten Britensportarten austragen will. „Das Ganze soll aber auch Sinn ergeben“, sagen die Veranstalter jetzt überraschend, „und dafür brauchen wir noch eine 7. Disziplin. Auf diese haben wir uns noch nicht einigen können.“ Die Vorschläge reichen von Irenweitwurf über Schottenangeln in Loch Lomond, 100-Meilen-Speedgolf, walisischen Schlamm-Steptanz bis zu Elfmeterschießen.

Köln, 13. Mai: Immerhin 48 lange Stunden hat sich FC-Manager Schmadtke nach seinen provokanten Thesen im Amt halten können. Heute gibt er frustriert auf. „Realitätsnahe Nüchternheit“ sei, schreibt der Kölner Stadt-Anzeiger, „eine Wort- und Wertekombination, die in Köln das Lebensjeföhl verhöhnt“. Das hätte auch ein Düsseldorfer wissen müssen. Die neuen Macher beim 1. FC Köln geben derweil die Champions League als Saisonziel aus: „Europa, mir komme.“

Minsk, 16. Mai: Für die deutsche Mannschaft ist die Eishockey-WM schon nach der Vorrunde mit Platz 9 beendet. „In einem Land, in dessen nationaler Meisterschaft der Vorrunden-Neunte, also Ingolstadt, bis ins Finale eingezogen ist, kann strukturell etwas nicht stimmen“, sagen Fachleute. Die Deutsche Eishockey-Liga kündigt den nächsten Reformschub an. Die Ingolstädter Spieler verstehen nicht, dass sie heimreisen müssen. „Nach Platz 9 geht es doch erst richtig los.“

Berlin, 17. Mai: Schwere Zerwürfnisse, Streit und Hader beim glorreich-sensiblen FC Bayern am Mittag vorm DFB-Pokalfinale. Toni Kroos, Javi Martinez sowie die Marios Götze und Mandzukic stehen schwer beleidigt nicht in der Startformation. Aus Solidarität weigert sich die Elf der Auserwählten aufzulaufen. Matthias Sammer tobt: „Wie sollen wir das lösen, eine Elf mit 15 oder 17 ist halt nicht erlaubt …“ So richtig freuen will sich Dortmund über den kampflosen Titel offiziell auch nicht. Dem konsternierten ZDF-Reporter steckt Jürgen Klopp: „Unser Mario Götze leistet da herausragende Zersetzungsarbeit. Der Transfer hat sich sehr gelohnt.“

Lissabon, 24. Mai: Schwere Zerwürfnisse, Streit und Hader beim glorreich-sensiblen FC Bayern am Mittag vorm Champions-League-Finale. Toni Kroos, Javi Martinez sowie die Marios Götze und Mandzukic stehen nicht in der Startformation, dazu sind Schweinsteiger, Dante, Lahm und Neuer nicht mal im Kader. Trainer Pep Guardiola verteidigt sich: „Wenn wir gegen dieses schwere, schwere Real Madrid weitergekommen wären, würden alle, alle diese tollen, tollen Spieler ganz sicher, sicher dabei gewesen sein.“

Sarajevo, 28. Mai: Genau zwei Monate vorm Start des Friedensfackellaufs Flame for Peace von Sarajevo nach Aachen hat sich nach dem Sieger des Transeuropalaufs 2012, Henry Wehder, und dem dreifachen Altersklassen-Weltmeister beim Ironman in Hawaii, Ulli Winkelmann, der nächste Prominente angemeldet: Vucko, das heulende Maskottchen der Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo. „Ich will kein albernes skifahrendes Wölflein bleiben, sondern auch mal in der heimatlichen Gluthitze meinen Beitrag zum Weltfrieden leisten.“ Jubel. Bei Vuckos Schrei „Auf nach A-aha-aha-ahaaa-Aaaa-chen“ geht der Fackel erst mal das Feuer aus. BERND MÜLLENDER