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JÖRG SUNDERMEIER
Nach dem 1. Mai und seinen beliebten, kulturell und habituell vielfältigen Lauf- und Saufspielen wird es sofort weitere Demonstrationen geben – denn es gibt auch Politaktivismus jenseits des Rituals. Aber auch dieser muss nicht ohne Traditionsbildung bleiben. Am Freitag wird – nun bereits althergebrachterweise – der „Internationale Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen“ begangen, die zugehörige Demo startet am Senefelder Platz (13 Uhr). Es wird unter anderem gefordert: „Die Einsparung sämtlicher Verschwendungsgelder für Wirtschaftsförderung, Jobcenter, Strukturmaßnahmen. Automatisierung und Rationalisierung als Chance.“ In diesem Jahr marschiert zum ersten Mal ein Wedding-Block mit, auch das ein Grund zum Jubel.
In Moabit hingegen (Tiergartenstraße 4, 14 Uhr) wird der internationale „Remembrance and Resistance day 2014“ begangen, hierbei geht es um die Erinnerung an die nach der Adresse in der Tiergartenstraße benannte Aktion T4, infolge derer Zehntausende so genannten Euthanasie-Maßnahmen zum Opfer fielen. Doch es geht nicht nur um die Erinnerung an die Ermordeten und Gefolterten, sondern auch um die Einforderung von Rechten für die bis heute als „behindert“ angesehenen Männer und Frauen, die ja weiterhin von vielen als Menschen zweiter Klasse angesehen werden. Die Demo wird bis in die Mohrenstraße führen und dort um voraussichtlich 15.30 Uhr nach einer Abschlusskundgebung enden.
Am Dienstag wird in der Erreichbar (Reichenbergerstraße 63a, 19 Uhr) von der Europäischen Asylpolitik die Rede sein, die zwar im Wahlkampf etwa bei Piraten, Linken und Grünen thematisiert wird, zugleich aber in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie gar nicht präsent ist, obschon selbst der Papst diese in seinen Gebeten anprangert. Die Gruppe jimmy boyle schaut, warum die Asylsuchenden bis heute so diskreditiert und warum Kampagnen gegen die Asylpolitik so erfolglos sind.
Am Mittwoch schließlich wird im Frauenzentrum Schokofabrik (Naunynstraße 72, 19 Uhr) der Frage nachgegangen, inwiefern die ostdeutschen Frauen emanzipiert waren. Irene Dölling fragt: „Wie waren und sind die Frauen der ehemaligen DDR?“ Und untersucht dann, unter dieser doch recht allgemeinen Fragestellung, inwieweit die Frauen aus der DDR Vorbilder für heutige Fragen der Geschlechterpolitik sein können. Nun muss man nicht die Frauenpolitik der DDR allzu sehr schmähen, um aber auch zu sehen, dass sich einige Konflikte durchaus verändert haben und die Produktionsbedingungen im allumfassenden Kapitalismus andere sind. Die Veranstaltung richtet sich an Frauen.