: Hilfe aus historischer Verantwortung
Seit 1991 hat NRW 50.000 jüdische Einwanderer aus Osteuropa aufgenommen. Synagogengemeinden wachsen
Welche Probleme haben jüdische Einwanderer in Nordrhein-Westfalen?
Vor allem Arbeitslosigkeit. Weil die Einwanderer oft kein Deutsch sprechen, beträgt die Erwerbslosenquote innerhalb der jüdischen Gemeinden nach Angaben der Landesregierung bis zu 80 Prozent.
Wie helfen jüdische Gemeinden den Einwanderern?
Synagogengemeinden verfügen über eigene soziale Einrichtungen wie Bibliotheken, Kindergärten oder Jugend- und Altenclubs. Sie bieten den Neuankömmlingen Sprach- und Religionskurse an, unterstützen sie bei Behördengängen, Arztbesuchen oder bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse in Deutschland. Die Landesregierung unterstützt diese Integrationsarbeit und stellt dafür über den Staatsvertrag Gelder zur Verfügung. Die Mittel wurden seit dem ersten Staatsvertrag 1992 schrittweise erhöht, von anfangs zwei Millionen Mark auf demnächst sieben Millionen Euro.
Wie viele jüdische Einwanderer gibt es in NRW?
Rund 50.000 Menschen sind laut Integrationsministerium seit 1991 als so genannte Kontingentflüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen gekommen. Als solche wurden jüdische Auswanderer aus Osteuropa und den GUS-Staaten seit 1991 im Rahmen humanitärer Hilfe in Deutschland aufgenommen. Auf diese Weise will Deutschland seiner historischen Verantwortung gerecht werden und die jüdischen Gemeinden stärken.
Woher kommen die Einwanderer?
Vor allem aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die meisten aus der Ukraine und Russland.
Wie hat sich die Zuwanderung auf die Synagogengemeinden in NRW ausgewirkt?
Die jüdischen Gemeinden konnten die Zahl ihrer Mitglieder verzehnfachen – von insgesamt 3.000 in den 1980er Jahren auf ca. 30.000 im Jahr 2005.
Wie geht es weiter?
Mit dem Zuwanderungsgesetz ist die Zahl jüdischer Einwanderer rapide zurückgegangen, da diese nun anderen Einwanderern gleichgestellt sind. Die Landesstelle Unna-Massen, die in NRW für die Erstaufnahme jüdischer Kontingentflüchtlinge zuständig ist, verzeichnet in 2006 bis September nur 136 jüdische Einwanderer – nach 1.541 in 2005 und 3.256 in 2004. Das Zuwanderungsgesetz soll aber so reformiert werden, dass wieder mehr jüdische Flüchtlinge kommen können.
DIRK ECKERT