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Zu Nikolaus läuft „Deutschland. Ein Sommermärchen“ bereits im Fernsehen. Darüber ärgern sich die Kinos

Sie haben „Deutschland. Ein Sommermärchen“ noch nicht im Kino gesehen? Macht nichts, in vier Wochen läuft es schon im Fernsehen. Genau so rasant, wie der WM-Dokufilm auf die Leinwand kam, ist er wohl auch bald wieder verschwunden. Schon am 6. Dezember, pünktlich zu Nikolaus, soll das Sommermärchen in der ARD laufen – wer gibt da noch Geld fürs Kino aus?

Für die Filmtheater ist das ärgerlich. Sie werfen dem WDR vor, mit der frühen Ausstrahlung die Abmachung zu brechen, die zwischen ihm, dem Hauptverband der deutschen Filmtheater und dem Verleih Kinowelt getroffen wurde. Der WDR jedoch will von keiner Abmachung gewusst haben.

„Der Film sollte ursprünglich am 29. Dezember in der ARD laufen“ sagte Andreas Kramer, Vizevorstand des Kinoverbandes, der taz. Diese Absprache habe der WDR nun unterlaufen.

Da der Film ausschließlich über Fernsehgelder finanziert wurde, war er ursprünglich gar nicht für die Kinos bestimmt, sondern sollte lediglich im TV ausgestrahlt werden. Doch dann einigten sich Kino und Fernsehen darauf, die WM-Euphorie ähnlich wie beim sommerlichen „Public Viewing“ der Spiele noch mal auf großer Leinwand aufleben zu lassen. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. „Es war klar, dass der Film recht früh im Fernsehen gezeigt werden soll. Wir haben uns dann auf den 29. Dezember geeinigt. So lange muss er mindestens laufen, damit es sich lohnt“, so Andras Kramer. „Hätte der 6. Dezember festgestanden, wäre der Film nie ins Kino gekommen.“

Ulrich Deppendorf, Fernsehdirektor des WDR, erklärte hingegen: „Für uns stand immer fest, dass dieser Film noch dieses Jahr im TV gezeigt werden soll.“ Die Menschen bezahlen ihre Fernsehgebühren, also haben sie auch ein Recht darauf, einen damit finanzierten Film so bald wie möglich im Fernsehen anzuschauen, sagte auch WDR-Sprecherin Kristina Bausch gegenüber der taz. Der 29. Dezember sei vom Sender nie als Termin genannt worden.

Während Kino und WDR sich streiten, steht das Sommermärchen auf Platz 3 der deutschen Kinohitliste und zog bisher 3,3 Millionen Besucher an. Doch mit dem Kinoerfolg ist es nun wohl bald vorbei. Die Werbung für die Fernsehausstrahlung läuft bereits überall auf Hochtouren. „Wir warten noch auf eine Stellungnahme des WDR zu dieser gebrochenen Vereinbarung und hoffen, dass sich der Sendetermin nach hinten verschieben lässt“, so Kramer. Selbst wenn der WDR sich darauf einließe, fragt man sich, was damit nun gewonnen wäre. BARBARA BEHRENDT