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Archiv-Artikel

Streit über vermeintliche Attacke vor Carlofts

KREUZBERG Wurde von Security mit Messer bedroht, sagt ein Student. Geschäftsführer widerspricht

„Die kamen sofort rausgerannt, haben uns beschimpft und bedroht“

STUDENT FLORIAN

Florian* lässt die Nacht zum 14. November immer noch ratlos zurück. Damals wurde er nach eigener Auskunft von Thor-Steinar-Trägern beschimpft und mit Messer und Schlagstock bedroht. In Kreuzberg. Vor den Carlofts, den umstrittenen Luxusapartments in der Reichenberger Straße. „So was hab ich hier noch nicht erlebt.“

Mit fünf Freunden sei er in der besagten Nacht gegen 0.30 Uhr aus einer Kreuzberger Kneipe gekommen, erzählt der 25-Jährige. Sie seien die Reichenberger Straße entlanggelaufen, vorbei an den Carlofts. In einem weißen Container hätten drei Sicherheitsleute gesessen, einer habe einen Pullover von Thor Steinar getragen, einer bei Rechten beliebten Modemarke. Die Studenten hätten eine abfällige Bemerkung über das Logo gemacht. „Die kamen sofort rausgerannt, haben uns beschimpft und bedroht“, erinnert sich Florian.

Sie hätten versucht, einfach weiterzugehen, so Florian. Doch die Security-Mitarbeiter hätten Pfefferspray, einen Schlagstock und ein Messer gezückt. Erst als man sich immer weiter von den Carlofts entfernt hatte, seien die drei zu ihrem Container zurückgekehrt. „Ich habe keinen Moment gezweifelt, dass sie ihre Waffen einsetzen würden.“

Johannes Kaucka, Geschäftsführer der Carlofts, weist die Vorwürfe zurück. „Nach unseren Informationen gab es keinerlei Anfeindungen“, so Kaucka. Man habe in den vergangenen Monaten auch keine Personen mit Kleidungen, die auf rechtsradikale Sympathien hindeuteten, im Umfeld des Hauses gesichtet.

Auch die zuständige Sicherheitsfirma, die SGB Schutz & Sicherheit, verneint das Geschilderte. In der fraglichen Nacht habe es laut Wachbericht keine Vorfälle gegeben, so SGB-Chef Ali Tatar. Eingesetzt seien zwei Mitarbeiter gewesen, einer türkischer, einer arabischer Herkunft. „Und Thor Steinar ist bei uns tabu“, so Tatar.

Die Opferberatungsstelle Reach Out hält die Schilderung der Studenten dagegen für authentisch. Eine bewaffnete Bedrohung sei keine Lappalie, sondern ernst zu nehmen, so eine Mitarbeiterin. Florian glaubt, dass dies kein Einzelfall war: Laut einem Freund habe auch am letzten Wochenende ein Carloft-Sicherheitsmann mit Thor-Steinar-Kleidung vor dem Gebäude gestanden. KONRAD LITSCHKO

* Name geändert