FILM : Verspäteter Brief
Als er noch lebte, ist der Dialog gescheitert: 1988 holte der Filmemacher, Publizist und Historiker Hannes Heer mit seinem Film „Mein 68. Ein verspäteter Brief an meinen Vater“ die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen NSDAP-Mitglied und späteren CDU-Wähler nach. Der hatte auf die 68er-Bewegung nur mit hasserfülltem Unverständnis reagiert und den eigenen Sohn, führendes Mitglied des SDS und des Bonner Asta, enterbt und jeden Kontakt mit ihm abgebrochen. Heer erklärt sich, entrüstet haben ihn: Die Rückständigkeit der Universitäten, die demokratischen Defizite des Adenauer-Staats, die Karrieren ehemaliger NS-Größen, die moralische Diskreditierung der USA durch die Unterstützung diktatorischer Regimes, den Krieg in Vietnam und den Kampf gegen nationale Befreiungsbewegungen. Anschließend geht er auf den Verlauf der Bewegung anhand von Einzelereignissen ein und erzählt, wie er Aktivist wurde. Am Dienstag steht Hannes Heer im Dokumentarfilmsalon nach dem Film für Fragen, Anmerkungen und Diskussionen zur Verfügung. MATT
■ Di, 30. 11., 20 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5