: Der linke Lager- Wahlkampf
VON GEREON ASMUTH
Die Alten werden sich erinnern. Lagerwahlkampf, das ging so: Hier die Roten, da die Schwarzen, dazwischen ein tiefer Graben. Unüberbrückbar. Vor der Wahl. Und danach erst recht. Da kamen keine Missverständnisse auf. So war das.
Vor der Abgeordnetenhauswahl 2011 funktioniert Lagerwahlkampf anders. Die Schwarzen da drüben, die gibt es tatsächlich noch. Aber irgendwie interessiert das kaum jemanden. Denn auf der anderen Seite des Grabens ist in Berlin einfach zu wenig los. Also haut man sich untereinander eins auf die Nase. So lange klar ist, dass das eigene Lager eh die Mehrheit hat, ist nur eins interessant: wer in diesem Lager der Stärkste ist.
Nur so ist verständlich, welches Schauspiel SPD, Linke und Grüne mittlerweile liefern. Inhaltlich, das betonen selbst ihre Spitzenvertreter immer wieder gern, haben alle drei große Überschneidungen. Umso deutlicher muss jede kleine Differenz inszeniert werden. Die Grünen hatten bisher noch einen Joker – eine mögliche Koalition mit der CDU. Spätestens seit Sonntag dürfte klar sein: Der Graben ist zu tief, der Joker nichts wert. Nun hauen SPD und Linke und Grünen erst recht aufeinander ein. Bezeichnen sich gegenseitig als unfähig. Wankelmütig. Inakzeptabel.
Offene Pärchenbildung
Eins steht dennoch jetzt schon fest: Zwei von den drei Parteien werden sich im Herbst 2011 wieder ganz doll liebhaben – und eine Koalition bilden. Und die dritte wird in den nächsten fünf Jahren an dem neuen – oder alten – Liebespaar rummäkeln. Die Frage ist nur noch: Wer muss sich lieben? Und wer muss die anderen weiter hassen?