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Archiv-Artikel

PORTRAIT JAN SCHLAUDRAFF VON CHRISTIAN OTTO Der Teure

Er mache seinen Job, wie man das erwarte. Sportdirektor Jörg Schmadtke wollte kein Sonderlob verteilen an Jan Schlaudraff, der es im Team von Hannover 96 vom Abstellgleis zurück ins Rampenlicht geschafft hat. Der Stürmer gehörte beim 3:0-Heimsieg der Niedersachsen gegen den SC Freiburg zu den Erfolgsgaranten. Nach einem Treffer und einer Torvorlage hätte der 27-Jährige allen Grund gehabt, sich öffentlich auf die Schulter zu klopfen. Aber weil Schlaudraff nicht vergessen hat, wie kritisch ihn Schmadtke und Trainer Mirko Slomka betrachten, sagte er nur: „Ich habe hier nie aufgesteckt und mir nichts zuschulden kommen lassen“, sagte der Stürmer.

Jan Schlaudraffs Geschichte ist eng mit der eines Vereins verbunden, der lange geglaubt hat, sich mit viel Geld ein wenig Ruhm aus der Bundesliga einkaufen zu müssen. Der Preis dafür, dass Schlaudraff im Sommer 2008 vom FC Bayern München gekommen ist, war ein bis 2012 gültiger Arbeitsvertrag, der ihm ein monatliches Grundgehalt von 125.000 Euro sichert. Der Verein hat aus der Summe nie ein Geheimnis gemacht, weil man damit nach diversen Enttäuschungen dokumentieren wollte, in welch krassem Gegensatz Arbeitslohn und Arbeitsleistung im Fall Schlaudraff oft stehen. „Ich war heute überwiegend zufrieden mit Jan. Was er gezeigt hat, halte ich für einen Spieler mit seinen Qualitäten aber für normal“, meinte Slomka. Man hat nach einem Sieg, der einem lange Zeit belächelten Verein den 4. Tabellenplatz sicherte, schon deutlich schönere Dankesreden gehört.

Slomka hat Schlaudraff, wenn seine Laufleistung im Training wieder einmal bescheiden ausgefallen war, tüchtig auf die Füße getreten. Dass ehemalige Nationalspieler an die Regionalliga-Reserve abgegeben werden oder sogar nur auf der Tribüne sitzen dürfen, ist mit einer schlimmen Demütigung gleichzusetzen. Schlaudraff scheint das herauszufordern. „Ich fühle mich wieder als Teil dieser Mannschaft“, sagte er. Wird jetzt alles gut? „Wer hier einen Vertrag hat, hat auch Perspektive“, meinte Sportdirektor Schmadtke.