WEG VOM SPIELPLATZ
: Der Traumberuf

„Assi“, sagt er und nickt ganz überzeugt. „Was?“, frag ich

Ich bin unterwegs mit meinem Freund, dem Erzieher. Er erzieht grad sieben Kinder auf einmal oder so, die sind ein bisschen schwer zu zählen, sie wuseln immer so durcheinander. Jetzt wuseln sie alle Richtung Spielplatz, KiLa-Ausflug. KiLa heißt Kinderladen, und da arbeitet mein Freund, der Erzieher. Ich lauf der Gruppe hinterher, mit dem Sohn meines Freundes an der Hand. Den soll ich zu Hause abliefern, aber der Sohn hat andere Pläne.

„Ich will mit zu den anderen“, drängelt er und zeigt auf die Gruppe, die gerade rechts abbiegt, hin zum Spielplatz. Ich kann das verstehen, ich würde auch lieber Spielplatz, wenn ich er wär, aber das geht jetzt nicht.

„Geht jetzt nicht“, sag ich also. „Du musst nach Hause.“ – „Wieso? Will zu Papa“, sagt er und bleibt stehen. Ich zieh an seiner Hand, aber er rührt sich nicht. Ich seufze. „Papa muss arbeiten.“

„Stimmt gar nicht!“, sagt er, ganz entrüstet. „Papa ist spielen!“ Er zeigt Richtung Spielplatz und klärt mich auf: „Dort auf dem Spielplatz. Er ist nicht arbeiten.“ – „Doch“, sag ich und überleg, wie ich das jetzt erklär, das mit dem Arbeiten auf dem Spielplatz. Aber mir fällt nichts Vernünftiges ein. Also zieh ich einfach weiter an seiner Hand. „Komm!“

Er kommt, widerwillig. Immer wieder schaut er zum Spielplatz. Ich versuch ihn abzulenken. „Was willst du mal werden?“, frag ich. „Wenn du groß bist?“ Blöde Frage, ich weiß, aber es funktioniert. Der Kleine schaut nicht mehr zurück, sondern zu mir. „Assi“, sagt er und nickt ganz überzeugt. „Was?“, frag ich. „Assi?“ – „Ja.“ – „Warum?“ Das weiß er ganz genau: „Da kann man andere schubsen und muss nicht Entschuldigung sagen.“ – „Ach so“, sag ich und dann: „Schubs mich mal!“ Er schubst. „Prima“, sag ich. „Biste schon. Musste nicht mehr werden.“ Der Kleine grinst wie verrückt und freut sich, und dann laufen wir weiter, ich und der Assi, Hand in Hand, Richtung zu Hause. JOEY JUSCHKA