: „Schick’s mir mal als WWF“
WALDSCHUTZ Umweltorganisation und Werber stellen Variante des Dateiformats PDF vor, die nicht gedruckt werden kann. Psychologe warnt vor Trotzreaktionen
HAMBURG taz | PDFs, die sich nicht ausdrucken lassen – so ein Dateiformat haben die Umweltorganisation WWF und die Werbeagentur Jung von Matt am Dienstag vorgestellt. Zwar fragen Programme schon heute, ob ein Dokument gedruckt oder gespeichert werden soll. Trotzdem drucken viele Menschen umfangreiche Dateien aus. Mit dem neuen Format „WWF“ ist das nicht mehr möglich. „Es geht darum, sich Gedanken zu machen: Brauche ich das wirklich?“, sagt Armin Jochum, Vorstand der Agentur Jung von Matt, die sich die Sache ausgedacht hat.
Der weltweite Papierverbrauch ist explodiert: Seit 1950 hat er sich auf 367 Millionen Tonnen im Jahr versiebenfacht. Trotz Recyclings müssen immer wieder Bäume für die Papierindustrie gefällt werden. Der WWF weist darauf hin, dass jährlich Wald von der anderthalbfachen Fläche Österreichs verloren gehe, nicht zuletzt für Papier.
Das Marktforschungsinstitut Ipsos ermittelte 2005 im Auftrag des Druckerherstellers Lexmark, dass ein Drittel der Befragten in Deutschland ihre E-Mails grundsätzlich ausdrucken. 6 Prozent aller Ausdrucke landeten ungelesen im Papierkorb.
Der Verschwendung soll das WWF-Format einen Riegel vorschieben. Mit einem Programm für Mac und PC, das sich unter www.saveaswwf.com herunterladen lässt, können PDFs als WWFs gedruckt oder PDFs in WWFs umgewandelt werden. Damit werden sie zwar als Ganzes undruckbar, Passagen können jedoch markiert und kopiert werden. Ein mehrsprachiger Anhang am Ende des WWF klärt über den Sinn des Formats auf.
Erich H. Witte, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg, kritisiert, NutzerInnen den Umgang mit Dateien vorzuschreiben. Das sei „nicht die richtige Strategie“, findet Witte. Das Programm könnte Trotzreaktionen auslösen und deshalb nicht angenommen werden. Der Psychologe schlägt vor, den Nutzern die Option einzuräumen, ein Dokument in einem zweiten Schritt so zu speichern, dass es wieder druckfähig wird.
GERNOT KNÖDLER