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Archiv-Artikel

Der verhinderte Präsident

Ginge in der Elfenbeinküste alles mit rechten Dingen zu, wäre Alassane Dramane Ouattara jetzt Präsident. Den unveröffentlichten Ergebnissen der Stichwahl vom 28. November zufolge hat er mit 54 Prozent der Stimmen den bisherigen Amtsinhaber Laurent Gbagbo klar besiegt. Aber Gbagbo unterdrückt die Wahlergebnisse und Ouattara ist machtlos.

Ouattara ist der wichtigste Politiker aus dem mehrheitlich muslimischen Norden der Elfenbeinküste, der sich seit 2002 im Aufstand gegen das Gbagbo-Regime befindet, weil dieses Nordivorer als „Ausländer“ diskriminiert. Deswegen konnte Ouattara auch bis zu diesem Jahr nie zu Wahlen antreten. Nun ist er in der Position des verhinderten Wahlsiegers wie sein Widersacher Gbagbo bei der letzten Wahl im Jahr 2000: Damals hatte Gbagbo gegen Militärjuntachef Robert Guei gesiegt, aber das Militär erkannte das nicht an. Gbagbo erzwang den Machtwechsel schließlich per Volksaufstand in Abidjan. Als daraufhin Ouattara freie Wahlen forderte, wurde er selbst Ziel von Angriffen der Gbagbo-Anhänger und floh aus seiner verwüsteten Villa in die benachbarte Residenz der deutschen Botschafterin.

Es ist ein buntes Leben für einen grauen Politiker. Als Gouverneur der Westafrikanischen Zentralbank 1988–93 und ivorischer Premierminister 1990–93 erwarb sich der am 1. Januar 1942 geborene Ouattara den Ruf eines kühlen, kompetenten Technokraten. 1994–99 war Ouattara als IWF-Vizedirektor der prominenteste afrikanische Vertreter des Neoliberalismus. Verheiratet mit einer Französin, ist Ouattara eher in feinen klimatisierten Salons zu Hause als in verschwitzten tropischen Bars. Man merkt ihm seine aristokratische Herkunft als direkter Nachkomme des Königshauses Wattara im westafrikanischen Kong-Reich des 18. Jahrhunderts an.

Aber weil Gbagbos Anhänger den Fehler begangen haben, ihn zu verteufeln und ihm seine „Ivorität“ abzusprechen, konnte Ouattara die vielen Opfer von Gbagbos Populismus um sich scharen. Jetzt muss er nur noch seinen Wahlsieg durchsetzen. In der Elfenbeinküste werden Machtfragen auf der Straße entschieden, und das ist nicht Ouattaras Metier. DOMINIC JOHNSON

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