Flip und Flop

FILMFESTIVAL Ein kleines Festival im Metropolis feiert den logistischen Ungehorsam der Hobos

Sie haben nicht nur einen eigenen ethischen Code entwickelt und ein eigenes System geschaffen, um über mit Kohle oder Kreide gezeichnete Symbole miteinander zu kommunizieren, sondern auch einen bis in die 40er weit verbreiteten Jargon. „Flip“ hieß bei den US-amerikanischen Hobos, den heimatlosen und auf Güterzügen durchs Land reisenden Wanderarbeitern des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Technik, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. „Flop“ war der Platz, an dem man günstig oder besser noch umsonst schlafen konnte. Noch heute leben geschätzte 20.000 Menschen in Nordamerika als Hobos.

Heute und morgen widmet das Metropolis der Hobo-Kultur ein kleines Festival. Zu sehen sind zwei Filme aus den 70ern sowie mehrere Kurzfilme und rare Archivaufnahmen. Hal Ashbys „Bound for Glory“ erzählt auf der Grundlage der Autobiografie des Urvaters des Protestfolks und Hobos Woody Guthrie von den vier Jahren, in denen Guthrie während der Großen Depression mit dem Zug von Camp zu Camp fuhr, um mit den dort lebenden Wanderarbeitern und Okies zu leben und zu singen. Robert Aldrichs Drama „Emperor of the North“ mit Lee Marvin und Ernest Borgnine zeigt ausgehend von Motiven aus Jack Londons Klassiker „Abenteurer des Schienenstrangs“ den ewigen Kampf der Hobos gegen die Eisenbahner als mythologisch überhöhtes Duell unter Männern. Heute Abend präsentiert der Filmsammler Dennis Nyback Kurzfilme und Archivaufnahmen und erzählt von eigenen Erinnerungen an Züge, auf die er aufgesprungen ist – und von denen er auch wieder hinuntergeschmissen wurde. MATT

■ „Bound for Glory“: So, 5. 12., 21.15 Uhr; „Emperor of the North“: Sa, 4. 12. und So, 5. 12., je 19 Uhr; „Hobo, You Can’t Ride that Train“: Sa, 4. 12., 21.15 Uhr; Metropolis, Steindamm 54