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Archiv-Artikel

Hans-Heinrich Schröder, Skiliftbetreiber In 90 Sekunden zum Gipfel

Hans-Heinrich Schröder

■ 74, betreibt seit 30 Jahren Deutschlands nördlichsten Skilift in Schleswig-Holstein. Foto: dpa

Viele Menschen ärgern sich derzeit über den Schnee und können nicht in die Schule oder zur Arbeit fahren. Bei Hans-Heinrich Schröder ist es umgekehrt. Er freut sich über den Schnee, denn Schnee bedeutet Arbeit für ihn.

Der pensionierte Landwirt betreibt zusammen mit seinem Nachbarn Horst Schnoor Deutschlands nördlichsten Skilift auf dem 168 Meter hohen Bungsberg zwischen Lübeck und Kiel. Seit 40 Jahren ist der Schlepplift von Dezember bis April in Betrieb. „Am Freitag haben wir den Lift erstmals in dieser Saison angeschmissen“, erzählt Schröder.

Am Wochenende besuchen den Berg pro Tag durchschnittlich 50 Skifahrer, unter der Woche sind es 20 bis 30. Eine Fahrt auf die Spitze dauert eineinhalb Minuten, für die 300 Meter lange Strecke mit einem Gefälle von 17 Prozent braucht man bei unfallfreier Fahrt nicht einmal 30 Sekunden. Seit sechs Jahren sind Fahrten mit dem Skilift auch gesetzlich geregelt. Vorher hatte Schleswig-Holstein kein Seilbahngesetz, die EU zwang das Land erst 2004, eins zu verabschieden.

Auch wenn nicht so viele Besucher kommen: für Schröder gibt es immer etwas zu tun. Er steht früh morgens auf, füttert die Schweine, Pferde und Hühner auf seinem Hof und kümmert sich um eingefrorene Wasserleitungen. Um 13 Uhr eröffnet der Lift, am Wochenende um 11 Uhr. Die beiden Senioren verbringen den ganzen Tag am Berg. Schnoor verkauft die Karten, Schröder passt auf, dass niemandem beim Einstieg in den Lift etwas passiert.

Der Skilift soll nicht nur die 2.500 Einwohner von Schönwalde am Bungsberg erfreuen, sondern auch Touristen in die Region locken. Das Angebot für die Après-Ski-Party ist bisher allerdings überschaubar: Es besteht aus einer Würstchenbude und einem Glühweinstand.

Schröder selbst hat nie Skifahren gelernt. „Als Norddeutscher war ich eigentlich immer ein Flachlandtier.“ Außerdem lasse ihm die ganze Arbeit keine Zeit. Das könnte sich allerdings bald ändern. In den nächsten Jahren sollen Schröders Tochter Maike Nehrmann, 38, und Schnoors Sohn Dirk, 45, den Betrieb übernehmen. NORA LASSAHN