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Archiv-Artikel

LeserInnenvorwurf

Buchstaben im Setzkasten

In der taz vom 1. 12. 10 teilt FRA ganz dicke aus: Wer „Assange“ streng auf Deutsch ausspreche, sage auch „Danzig“ statt „Gdansk“. Da möchte ich dann doch hinzufügen: Wer „Gdansk“ schreiben will, sollte dies auch korrekt tun, nämlich: „Gdansk“. Das n mit einem Accent aigu drüber habt ihr doch im Setzkasten! Mit der Aussprache ist das noch mal eine andere Sache, etwa wie „gn“ in „Champagner“. Das muss einem schon irgendwie in die Wiege gelegt werden. Doch schreiben kann man es allemal. Merke: Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Oder gerade? DETLEF FOLJANTY, Berlin

Antwort der Redaktion

Steine im Glaskasten

Lieber Herr Foljanty, neulich habe ich unter meinem Kürzel FRA tatsächlich ziemlich dicke ausgeteilt. Solch mutwilliges „den Hintern aus dem Fenster hängen“ gehört zum Geschäft, falls man sich nicht nur auf pedantisches Nachrichtenhandwerk beschränken, sondern nebenbei auch noch ein wenig unterhalten möchte. Tatsächlich spreche ich selbst von Danzig oder von Posen, von Karlsbad und Straßburg, auch war ich noch niemals in Pari oder Nieß, aber schon oft in Paris und Nizza. Ihrer Forderung nach korrekter Schreibweise von u. a. Gdansk allerdings pflichte ich bei. Wenn schon, denn schon. Leider warten hier „im Setzkasten“ zwar allerhand seltsame Buchstaben auf ihren Einsatz, etwa das ã, ein î, das hybride æ, das stolze iberische ñ und sogar ein rätselhaftes ý – ein polnisches „n“ mit Accent aigu aber ist nicht darunter, wie wir überhaupt oft schlappmachen, wenn’s um türkische, slawische, altgriechische oder kyrillische Buchstaben geht. Dergleichen müssten wir uns umständlich selber basteln. Aber womit? In diesem Glaskasten hier liegen einem überall nur Steine im Weg …ARNO FRANK, taz-zwei-Redakteur