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Archiv-Artikel

Der muntere Maulwurf

Am Ende hat sich Helmut Metzner in der Partei selbst geoutet. Tagelang hatte die FDP in heller Aufregung nach dem Informanten gefahndet, nach dem Mann, der bei den schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen 2009 gleich stapelweise Unterlagen an die US-Botschaft weiterreichte. Den die Amerikaner in den durch Wikileaks bekannt gewordenen internen Depeschen als „jungen, aufstrebenden FDP-Parteigänger“ beschrieben, als „gut platzierte Quelle“. Der richtig „happy“ gewirkt habe, dass er sein Wissen teilen könne.

Der inzwischen versetzte Metzner ist kein Neuling, sondern ein politischer Profi: Im Sommer 2009 ist er Abteilungsleiter in der FDP-Zentrale, zuständig für Strategie und Kampagnen. Der kauzige Mann, Gelfrisur, gerne mit Fliege, redet gerne und meist ohne Pause. Er ist Gegnerbeobachter, kennt sich bestens auf fremdem politischem Terrain aus und hat im Wahlkampf mit seinen Mitarbeitern Ordner über andere Parteien angelegt.

Wenige Wochen später ist Metzner bei den Koalitionsverhandlungen zuständig für internationale Kontakte. In dieser Zeit ist er oft im Gespräch mit der US-Botschaft. Und liefert laut den Depeschen pikante Details aus den Verhandlungen, bezeichnet etwa CDU-Minister Wolfgang Schäuble als „zornigen alten Mann“, kopiert Teilnehmerlisten oder Zeitpläne für Gespräche. Nach den Wahlen steigt er weiter auf – und wird Büroleiter des Parteichefs Guido Westerwelle.

Metzner ist eigentlich gar kein junger, aufstrebender Parteigänger. In den Neunzigerjahren war er das mal, da war er Chef der bayerischen Jungen Liberalen. Zweimal kandidierte er für die FDP, 1994 für den Bundestag, 1998 für den bayerischen Landtag. Jeweils ohne Erfolg. Er trat damals mit dem Slogan „MunterMacherMetzner“ auf den Wahlplakaten an.

Wie aus dem Muntermacher ein Maulwurf wurde, wird die FDP jetzt klären. Es stellen sich drängende Fragen: Hat Metzner eigenmächtig gehandelt? Oder wusste die Parteispitze über seine Aktivitäten Bescheid? Wenn dies so wäre, würde der Fall für die FDP noch pikanter, als er jetzt schon ist. GORDON REPINSKI

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