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JÖRG SUNDERMEIER
Am Donnerstag wird der Soziologe Andreas Kemper im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) den Begriff des Klassismus erklären, der sich unter anderem in den USA und in Großbritannien bereits einer gewissen Beliebtheit erfreut, im hiesigen Sprachraum dagegen noch weitgehend unbekannt ist. Dabei ist Thilo Sarrazins mehr als nur erfolgreiches Buch „Deutschland schafft sich ab“ ein gutes Beispiel für die gezielte Nutzung von Klassismus als politisches Kampfmittel; die Behauptung etwa, dass „menschliche Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent erblich ist“, die Sarrazin aufstellte, macht soziale Ungleichheit zu einem Phänomen der Natur und löst alle Klassengegensätze restlos aus der gesellschaftlichen Diskussion. Inwieweit aber der Begriff des Klassismus taugt, um die Sarrazins dieser Welt zu erklären, ist die Frage, und soll hier erörtert werden.
Andreas Kemper ist es auch, der am darauffolgenden Tag im Acud (Veteranenstraße 21, 19 Uhr) gemeinsam mit der Antifaschistin und Linken-Politikerin Kerstin Köditz untersuchen wird, inwiefern die Partei Alternative für Deutschland (AfD) nun eine „Sarrazin-Partei“ ist, inwieweit sie „faschistisch“ oder „rechtspopulistisch“ agiert und welche Anziehungskraft sie auf Marktradikale, radikale Christ_innen und konservative Kräfte hat, und warum sie einen solchen Sog auf Akademiker_innen ausübt. Ihre These: „Die AfD ist brandgefährlich“.
Am Montag wird im Tristeza (Pannierstraße 5, 19 Uhr) eine Kritik der Vaterlandsliebe geliefert. Die Gruppe jimmy boyle erklärt den Unterschied zwischen dem beinahe in allen Milieus gleichermaßen geschmähten Nationalismus, dem gegenüber die Vaterlandsliebe, so sieht es die Gruppe, von rechts bis links eine hohe Akzeptanz entgegenkommt. Angesichts der Fußballweltmeisterschaft, bei der auch viele linke Gruppen wieder ihre Liebe zur Fußballnationalmannschaft um Joachim Löw bekennen werden, ist dies eine wohl doch notwendige Veranstaltung, obschon die für diesen Abend angekündigte Kritik fast wie ein Gemeinplatz klingt. Nun ja, vielleicht wird die Diskussion dann etwas mehr ergeben.
Am Dienstag schließlich wird im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) die Flucht vor dem Nationalsozialismus mit der Flucht in die Festung Europa verglichen, der Politologe Ahlrich Meyer und der Migrationsforscher Helmut Dietrich werden mit dem Sozialgeschichtler Max Henninger darüber diskutieren, inwieweit sich diese Fluchtbewegungen ähneln, ob der Holocaust in diesem Vergleich nicht relativiert wird und inwieweit der Vergleich überhaupt etwas bringt.