: Streit um Transrapid-Sicherheit
Geschädigte der Katastrophe zeigen Manager an. Hirche-Sprecher bestätigt: Der Superzug ist nicht wintertauglich
Justiz und Politik bemühen sich weiter um die Aufklärung des Transrapid-Unglücks auf der Teststrecke im Emsland, bei dem am 22. September 23 Menschen ums Leben gekommen waren. Geschädigte der Katastrophe hätten Strafanzeigen wegen fahrlässiger Tötung gegen die geschäftsführenden Gesellschafter der Transrapid-Betreibergesellschaft IABG gestellt, sagte gestern ein Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft. Er betonte jedoch, dass es keinen Anfangsverdacht für ein Fehlverhalten der Manager gebe. Zur Zeit werde nur gegen zwei Mitarbeiter des Leitstandes ermittelt, weil sie die Fahrt des Schwebezugs freigegeben hatten, obwohl sie wussten, dass auf der Strecke ein Wartungsfahrzeug stand.
Im Landtag in Hannover versuchen indes SPD und Grüne, den für die Genehmigung zuständigen Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) in die Bredouille zu bringen. Die SPD überlegt noch, ob sie für einen Untersuchungsausschuss stimmen soll: Hilfreich war dabei gestern ein den Medien zugespieltes „Geheim-Protokoll“, wonach Experten bereits mehr als ein Jahr vor dem Unglück ein automatisches Sicherheitskonzept für die Strecke gefordert hätten.
Das Protokoll sei keinesfalls geheim, konterte gestern ein Sprecher Hirches. Außerdem seien alle den Experten aufgefallenen Probleme umgehend behoben worden. Allerdings bestätigte er, dass der Zug nicht wintertauglich ist: „Wenn die Fahrbahn vereist ist, kann kein Fahrzeug fahren“. Wenn der Fahrweg mehr als 15 Millimeter dick vereist sei, sei der Transrapid nicht einsatzfähig. Fraglich, wie oft der Superzug ausfallen muss, wenn es tatsächlich eines Tages zum Bau der 1,85 Milliarden Euro teuren Strecke in München kommen sollte. KAI SCHÖNEBERG