: Kulturelle Odyssee
WELTRAUMJAZZ 30 Jahre nach der Auflösung ist die Afrojazz-Legende „The Pyramids“ wieder unterwegs
„Da waren Geister im Aufnahmestudio“, war sich Saxophonist Idris Ackamoor sicher. „Bilder und Klänge wurden von den Wänden zurückgestrahlt.“ An nur einem Tag wurde das zweite Album seiner Afrojazz-Kombo „The Pyramids“, „King of Kings“, 1974 aufgenommen und verarbeitete wie der Vorgänger „Lalibela“ von 1973 all jene Eindrücke, die das drei Jahre zuvor am Antioch College gegründete Kollektiv während seiner ausgiebigen kulturellen Odyssee durch Europa und vor allem Afrika gewonnen hatte. Beindruckt vom Free Jazz ihres Lehrers Cecil Taylors hatten sich die jungen Musiker mit einem Stipendium in der Tasche aufgemacht, die Wurzeln aller freien Schwarzen Musik zu ergründen, zogen durch Ghana, Kenia, haben die Musik der Massai und der Kikuyu aufgenommen, die legendären Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien und natürlich die Pyramiden in Ägypten besucht.
Zurück kamen sie mit neuem Aussehen, einer neuen Vision und einem neuen Sound: eine Mischung aus Free Jazz, Krautrock, hypnotisierend-ekstatischer panafrikanischer Improvisation, einem ungezügelt-polyrhythmischen Schlagzeug und lyrischer Meditation. Eine eigenständige, intensive Form von spirituellem Afro-Weltraum-Jazz.
1977 löste sich das legendäre Kollektiv nach drei selbstverlegten Platten und etlichen umjubelten Performances auf. 32 Jahre später hat das Chicagoer Ikef-Label alle Alben neu aufgelegt, nun sind „The Pyramids“ auf ihrer Reunion-Tour auch wieder wieder live zu erleben. Heute Abend spielen sie auf Kampnagel. ROBERT MATTHIES
■ Do, 9. 12., 21 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20