: Als der Terror zu den Olympischen Spielen kam
MÜNCHEN 1972 Ein Gedenkraum erinnert an das Attentat auf israelische Athleten. 42 Jahre danach
Über 40 Jahre nach einer der schlimmsten Katastrophen der olympischen Geschichte, der Entführung und dem Tod von elf israelischen Sportlern während der XX. Olympischen Spiele in München 1972, ist nun endlich die Finanzierung eines Gedenkraums für die Opfer mit der Beteiligung des Bundes über 350.000 Euro gesichert.
Standort ist eine Anhöhe südlich der Münchner Conollystraße im damaligen olympischen Dorf. Sie erlaubt einen Blick auf das Haus, in dem die elf Sportler und Betreuer am 5. September 1972 entführt und zwei von ihnen von dem palästinensischen Terrorkommando erschossen worden waren. Im Gebäude selbst ist laut einer im Vorjahr erstellten Studie des Münchner Kultusministeriums kein Platz für öffentliches Gedenken. Eine hier eingelassene Gedenktafel sowie das 1995 im Olympiapark errichtete Denkmal des Künstlers Fritz König hält das Kultusministerium mittlerweile für nicht ausreichend. Dies halte zwar „die Erinnerung an die Opfer wach, erkläre aber nur unzureichend die Umstände des Attentats“, heißt es in der Studie. Gleiches gilt für ein 1999 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck eingeweihtes Denkmal. Hier waren bei der missglückten Geiselbefreiung die anderen neun Sportler sowie ein Polizist ums Leben gekommen. Ob sie Opfer der Terroristen waren, von denen fünf bei dem Feuergefecht ebenfalls getötet wurden, oder in den Kugelhagel der Befreier kamen, ist bis heute ungeklärt.
Spannend wird, in welchem Ausmaß das Pannenszenario analysiert wird. Die Terroristen waren dank laufender Fernsehberichterstattung über die Vorbereitungen der Polizei gut im Bilde. Während der Operation lancierten Sprecher der Olympischen Spiele und der Bundesregierung wahrheitswidrige Erfolgsmeldungen.
Die Konzeption sieht vor, dass zunächst das Attentat selbst beleuchtet werden soll. Ein zweiter Themenkreis stellt die elf Opfer vor. Und in einem dritten Themenkreis wird das Ereignis kontextualisiert: das deutsch-israelische Verhältnis, der Hintergrund der Attentäter des „Schwarzen September“ und ihre Einordnung in den internationalen Terrorismus der 70er Jahre sowie die Nachwirkungen des Attentats. Israelische Geheimdienstkommandos töteten in den folgenden Jahren bis auf einen Geiselnehmer fast alle direkt oder indirekt Beteiligten. Nicht zuletzt gehört zum Kontext auch, dass mit dem Olympiaattentat der internationale Terrorismus in die Welt des Sports einzog.
Für den Gedenkraum sind 1,7 Millionen Euro an Kosten veranschlagt. Der Bund trägt 350.000 Euro davon, den Rest teilen sich der Freistaat und die Stadt München. Die Eröffnung ist für September 2016 geplant. Martin Gerster, für die SPD im Hauptausschuss des Bundestages und früheres Mitglied des Sportausschusses, freute sich über die am Mittwoch getroffene Entscheidung des Bundes, „sich in angemessenem Maße an der Errichtung dieses Gedenkraums, der von diesem einschneidenden Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik umfassend informieren wird, zu beteiligen“.
Die Initiative für den Gedenkraum entstand nicht zuletzt nach und wegen der Weigerung des IOC, während der Olympischen Spiele in London zum 40. Jahrestag des Attentats eine Gedenkminute einzulegen. Auch Deutschlands Superfunktionär Thomas Bach hatte sich gegen eine Gedenkminute ausgesprochen.
TOM MUSTROPH