Neue Geisel- und Folteraffären im Irak

Entführter Österreicher tot. Niederländische Soldaten sollen Gefangene gefoltert haben. Lebenslang für US-Soldaten

SAFWAN/DEN HAAG/WASHINGTON rtr/afp ■ Im Irak ist ein von Rebellen verschleppter Wachmann aus Österreich getötet worden. Der 25-jährige Exsoldat war am Donnerstag zusammen mit vier US-Amerikanern und neun Asiaten beim Überfall auf eine Lastwagenkolonne nahe Safwan bei Basra entführt worden. Gestern sei er bei einem Feuergefecht zwischen US-Truppen und seinen Kidnappern ums Leben gekommen, meldete der TV-Sender al-Arabia unter Berufung auf Sicherheitskreise. Bei dem Befreiungsversuch seien auch vier andere Menschen getötet worden. Offiziell wurde dies zunächst nicht bestätigt. Die asiatischen Geiseln sollen inzwischen wieder frei sein, nicht aber die US-Amerikaner.

Entführungen sind im Süden des Iraks und der Hauptstadt Bagdad an der Tagesordnung. Die jüngste Entführung ereignete sich vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten. Die von Schiiten dominierte Regierung erließ am Donnerstag Haftbefehl gegen den bekanntesten sunnitischen Geistlichen des Landes, Harith al-Dari. Dem Chef des Verbandes der muslimischen Geistlichen werde „Unterstützung des Terrorismus“ vorgeworfen, sagte Innenminister Dschawad al-Bolani.

Unterdessen bahnt sich in den Niederlanden eine Irak-Folteraffäre an. Niederländische Soldaten im Süden des Iraks sollen Dutzende Gefangene bei Verhören gefoltert haben, berichtete gestern die Tageszeitung De Volkskrant. Demnach fanden die Verhöre im November 2003 in der Stadt Samawah statt. Unter anderem seien Häftlingen die Augen verbunden worden, um sie dann plötzlich grellem Licht auszusetzen. Auch seien sie mit Wasser begossen worden, um sie am Einschlafen zu hindern, und extrem unangenehmen Geräuschen ausgesetzt worden.

Im Zuge der US-Invasion in den Irak hatten die Niederlande rund 1.400 Soldaten entsandt. Ihr Mandat lief bis zum Frühjahr 2005. Die Affäre kommt für Regierungschef Jan Peter Balkenende ungünstig: Er stellt sich am Mittwoch zur Wiederwahl.

Ein US-Militärgericht verurteilte am Donnerstagabend einen US-Soldaten wegen Vergewaltigung und Ermordung einer 14-jährigen Irakerin zu lebenslanger Haft. Der 23-jährige James Barker habe zusammen mit vier anderen US-Soldaten die Vergewaltigung des Mädchens im irakischen Mahmudijah geplant, nachdem sie die 14-Jährige auf der Straße gesehen hatten. Der mutmaßliche Anführer der Gruppe, der 21-jährige Steven Green, steht seit Anfang des Monats vor einem Zivilgericht. Ihm droht wie zwei weiteren Angeklagten die Todesstrafe. Barker entging der Todesstrafe, weil er sich zur Aussage gegen seine Kameraden bereit erklärte. Es war das erste Mal, dass ein US-Soldat wegen eines im Irak verübten Verbrechens zu „lebenslänglich“ verurteilt wurde.