piwik no script img

Archiv-Artikel

Eine Sechstel-Stelle für die Musen

STUDIE Äußerst Erfolgreich kooperieren Bremer Schulen mit Kultur-Einrichtungen. Auf Unterstützung durch die Behörde können sie dabei laut einer Arbeitnehmerkammer-Untersuchung nicht bauen

Bremens Schulen kooperieren erfolgreich mit Kulturprojekten, erhalten dabei aber nur mangelhafte Unterstützung durch die Bildungsbehörde. Das ist der Befund einer Untersuchung der Arbeitnehmerkammer. Laut Adrian Rudershausen, Autor der Studie, fehlt es vor allem an konkreten Ansprechpartnern in der Behörde.

Bekanntestes Beispiel der Kulturkooperationen ist die Zusammenarbeit zwischen der Gesamtschule Bremen-Ost und der Kammerphilharmonie: Seit drei Jahren probt das Weltklasseorchester im Problemstadteil Osterholz-Tenever, zugleich kümmern sich die Musiker um die musikalische Ausbildung der Schüler. Insgesamt gibt es in Bremen aber mehr als ein Dutzend vergleichbarer Projekte – vom kleinen Malworkshop bis hin zur aufwendig produzierten, preisgekrönten Theateraufführung.

Die fehlende Betreuung durch die Bildungsbehörde führe dazu, dass „jedes Projekt bei null anfangen muss“, beklagt Kulturreferent Thomas Frey. „Das stimmt nicht“, erwidert die Sprecherin der Bildungssenatorin, Karla Götz, auf Nachfrage. Es gebe eine Ansprechpartnerin, die sich um die Kooperation kümmere. Dabei handelt es sich allerdings, laut Götz, um ein „Teilzeitarbeitsmodell“. Sprich: die Sachbearbeiterin behandelt drei Themenfelder. Für die Betreuung der Kooperationen bleibt etwa eine Sechstel-Stelle über. Bildung sei zwar die Zukunft, so Götz, sie erwarte jedoch trotzdem weiteren Stellenabbau.

Ohne den Idealismus vieler Künstler seien die meisten Projekte undenkbar, so Rudershausen. Finanzielle Unterstützung sei schwer zu bekommen, obwohl die positiven Effekte dieser Kooperationen deutlich sind. Bei den jugendlichen Teilnehmern wurde größere Toleranz und sozialer Zusammenhalt beobachtet. Lob gibt es auch von ganz anderer Seite. So wurde auch der ehemalige Leiter der Schutzpolizei, Michael Steines, befragt: „Verschiedene kulturelle Hintergründe können starke Reibungen erzeugen“, zitiert ihn die Studie, „wenn sie nicht durch Möglichkeiten der Begegnung präventiv gemildert werden“. Als Beispiel dafür wird die Allgemeine Berufsschule genannt, die seit neun Jahren mit der Kulturwerkstatt Westend zusammenarbeitet. Erika Bosecker, stellvertretende Schulleiterin, berichtet, dass sie Schüler aus 59 Nationen betreut. Viele könnten sich untereinander nur mit Hilfe von Händen und Füßen verständigen. „Da hilft uns so ein Projekt natürlich extrem“, so Bosecker.

JAKOB HUMBERT