: Sicherheit, Ruhe, Flexibilität
ERFOLGSREZEPT Die Fussballer von Eintracht Braunschweig sind souveräner Spitzenreiter der Dritten Liga. Über das Thema „Aufstieg“ reden sie mittlerweile mit viel Selbstbewusstsein – und versuchen trotzdem, auf dem Boden zu bleiben
Der Himmel liegt grau über dem Stadion an der Hamburger Straße, der Regen hört an diesem nasskalten Samstagnachmittag einfach nicht auf, aber der Freude von Mirko Boland kann das nichts anhaben. Der Mittelfeldspieler von Eintracht Braunschweig sieht entspannt aus und ist nach dem wenig unterhaltsamen 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Saarbrücken mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders. „Wir wollen aufsteigen und wissen, dass diese drei Punkte ganz wichtig für uns sind“, sagt Boland, dessen Kopfballtor kurz vor dem Ende den einzigen Lichtblick einer erschreckend schwachen Partie markierte (87.). „Es war aber wieder nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zu unserem großen Ziel.“
Es ist nur verständlich, wenn Spieler in einer solchen Situation fast schon schüchtern von kleinen Schritten sprechen. Gerade in Braunschweig, wo Euphorie und Enttäuschung enger beieinander liegen als anderswo, waren sie nach den sportlichen Schwindelanfällen der Vergangenheit immer gut beraten, sich mit vollmundigen Aussagen zurückzuhalten.
Das ist nun anders, bei Eintracht Braunschweig beginnen sie, sich mit einer wunderbaren Leichtigkeit, die die Erfolge mit sich bringen, von den alten Gewohnheiten zu verabschieden – und sich mit diesem sensiblem Thema „Aufstieg“ aufgeschlossen auseinanderzusetzen. „Die Mannschaft ist sehr selbstbewusst, was den Aufstieg angeht“, hat Marc Arnold beobachtet. Der Sportdirektor befürchtet aber nicht, dass die Spieler angesichts der beeindruckenden Zahlen der Hinrunde abheben werden. „Die Spieler sind sehr bodenständig und verantwortungsvoll“, sagt Arnold.
Dank des treffsichersten Angriffs und der stabilsten Abwehr der Dritten Liga hat sich Braunschweig mit einem komfortablen Vorsprung von vier Punkten auf dem ersten Tabellenplatz eingerichtet. 49 Tore schossen die Niedersachsen bislang und bekamen nur zehn Gegentreffer. Ihre Tordifferenz ist mit Abstand die beste der Liga.
Was den Siegeszug der Eintracht in diesen Tagen so besonders macht, das sind die Begleiterscheinungen. Da ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Elf von Trainer Torsten Lieberknecht den Taktikänderungen der gegnerischen Mannschaften in den vergangenen Wochen begegnet ist. „Viel tiefer als Saarbrücken kann man nicht stehen“, hatte Lieberknecht erkannt. „Es wird immer wieder vorkommen“, sagte er, dass die Gegner versuchen werden, der Spielfreude mit Verteidigungsanlagen zu begegnen.
Da ist aber auch die bemerkenswerte Gelassenheit eines Tabellenführers, wie gegen Saarbrücken bis zuletzt auf die eine Möglichkeit zu warten, das Spiel zu gewinnen. „Die Mannschaft strahlt sehr viel Sicherheit und Ruhe aus“, meinte Lieberknecht. Nicht nur auf dem Platz. Es sind solche Kleinigkeiten, die am Ende den Aufstieg entscheiden können. CHRISTOPH ZIMMER