: Der Tag, an dem das Telefon geklingelt hat
HEROES Anlässlich des Bowie-Hypes erinnert sich ein glühender Fan an einen besonderen Moment
„Jetzt reden alle wieder über David Bowie wegen der Ausstellung im Gropius-Bau, die heute eröffnet. Mir hat Bowie zu meinem 16. Geburtstag gratuliert. Das glaubt keiner, aber ich kenne seine Stimme in- und auswendig.
Ich war damals fanatischer Bowie-Fan. Über Jahre hörte ich nichts anderes.
Eine Freundin, Ute, ging zu der Zeit zu einem kurzen Schüleraustausch nach London. Der Bruder ihrer Gastschwester arbeitete in einem Tonstudio und hatte öfter mit prominenten Musikern zu tun. Auch mit Bowie. Ute fragte ihn, ob er Bowie nicht bitten könnte, mich an meinem Geburtstag anzurufen. Er versprach, es zu probieren.
In der Schule überreichte Ute mir am Tag vor meinem Geburtstag einen Luftballon, an den ein Brief gebunden war. ‚Gutschein für einen Überraschungsanruf, stell dich auf Englisch ein‘, stand darauf. Aus Spaß sagte ich, da rufe wohl Bowie an. Ute sagte: Ja. Den Rest des Tages war ich fix und fertig, so Schiss hatte ich.
Ich feierte mit Ute und einer anderen Freundin rein. Um 1.05 Uhr klingelte das Telefon. Mit Herzrasen nahm ich den Hörer ab. Da war er dran. Er sagte, er habe gehört, ich sei ein Fan von ihm. Er gratulierte mir, ich brachte nur zwei Sätze heraus. ‚I’m the biggest fan of you.‘ Und: ‚Two friends are here.‘ Er sagte: ‚Feiert schön.‘ Dann war das Gespräch vorbei. Ich bekam Heulkrämpfe. ‚Und ich dachte, du freust dich‘, wunderte sich Ute. Ich wimmerte: ‚Das tu ich doch.‘
Noch Tage später bekam ich Herzklopfen, wenn das Telefon klingelte. Aber angerufen hat Bowie seitdem nicht mehr.“
M. R., 41, aus Kreuzberg
PROTOKOLL: ALL Foto: dpa
■ „David Bowie“ im Martin-Gropius-Bau, 10 bis 20 Uhr, 14/10 Euro