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Archiv-Artikel

Wrangelkiez-Jugend muss nehmen, was da ist

Die Kreuzberger Jugendstadträtin Monika Herrmann weist die Forderung nach neuen Jugendzentren im Wrangelkiez zurück – es gebe dort bereits genügend Einrichtungen. Die Polizei erwägt regelmäßige „Kiez-Sprechstunden“

Es werde kein neues Jugendzentrum im Wrangelkiez geben, sagte gestern die Jugendstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne) bei einer Bilanz des runden Tisches, der am Montagabend in den Räumen des Quartiermanagements stattgefunden hatte. Daran teilgenommen hatten neben Herrmann junge Erwachsene aus dem Kiez , die Abgeordneten Stefan Zackenfels (SPD), Dirk Behrendt (Grüne), der SPD-Politiker Ahmet Iyidirli sowie Vertreter der Polizei. Hintergrund war der Vorfall im Wrangelkiez vor einer Woche, bei dem sich die Polizei bei bei der Festnahme von zwei Zwölfjährigen durch eine aufgebrachte Menschenmenge behindert gesehen hatte.

Für die Jugendlichen im Wrangelkiez sei bereits ein „dichtes Netzwerk“ vorhanden, so Herrmann. Als Beispiele nannte sie das Chip in der Reichenberger Straße, die Jugendeinrichtung der Marta-Gemeinde in der Glogauer Straße, das Nachbarschaftszentrum sowie das Kreuzer im Görlitzer Park. Bei Letzterem handelt es sich um ein Projekt von Straßensozialarbeitern mit einem festen Stützpunkt. Am runden Tisch hatten Vertreter der Jugendlichen insbesondere gegen das Kreuzer heftige Vorwürfe erhoben. Die Einrichtung sei nur einem ausgewählten Kreis zugänglich, die Sozialarbeiter gingen nicht genug auf die Jugendlichen zu. Herrmann versprach, den Vorwürfen nachzugehen. Gleichzeitig betonte sie, zu diesen Behauptungen die Jugendlichen selbst hören zu wollen und nicht die Einschätzung ihrer Wortführer, die schon Anfang 30 und damit längst aus dem Jugendalter heraus seien. Um zu verhindern, dass ein falscher Eindruck entstehe, verwies sie darauf, dass sie selbstverständlich permanent mit den Kreuzberger Jugendlichen im Gespräch stehe.

Das Phänomen, dass ältere Wortführer auftauchen, wenn es Probleme mit Jugendeinrichtungen gibt, sei aus anderen Teilen Kreuzbergs bekannt, auch dass in solchen Situationen die Forderung nach autonomen Jugendeinrichtungen erhoben werde. Herrmann sagte, sie sei aber sofort bereit, mit den jungen Erwachsenen zu überlegen, wie diese mehr Verantwortung für die Jugendlichen im Kiez übernehmen könnten, wenn deren am Montag vorsichtig formulierten Angebote ernst gemeint seien. „Aber dann will ich außer Worten auch Taten sehen.“

Der Leiter der Polizei-Direktion 5, Bernhard Kufka, kündigte gestern an, die Einrichtung einer festen Kiez-Sprechstunde prüfen zu wollen. Eine ähnliches Angebot gibt es bereits im Kreuzberger Jugendzentrum Naunynritze und in der Neuköllner Lessinghöhe. PLUTONIA PLARRE