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Archiv-Artikel

Ein langer Weg

POLIZEI Frauen sind heute noch unterrepräsentiert – nicht nur in der Führungsebene

Bei der Kriminalpolizei gab es sie schon länger – aber bei der Schutzpolizei waren Frauen noch Anfang der 70er Jahre undenkbar. Dieser Zweig polizeilicher Tätigkeiten galt als Männerdomäne. Ab Herbst 1980 durften dann auch Frauen einen Bankräuber verfolgen, sich in eine Kneipenschlägerei einmischen und mit Helm, Schild und Knüppel eine Polizeikette bilden.

Lediglich in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als es an Männern mangelte, hatte es auf Anordnung der alliierten Siegermächte schon einmal kurzfristig eine weibliche Schutzpolizei gegeben. Die verächtlich „Wespen“ genannten Frauen wurden jedoch lediglich zur Verkehrsregelung eingesetzt – und auch damit war nach wenigen Jahren wieder Schluss.

Als erstes Bundesland sprang Berlin über den ideologischen Schatten. Erneut waren es keine emanzipatorischen Überlegungen, die zu diesem Schritt führten, sondern ein Mangel an männlichen Bewerbern für den Polizeiberuf. 1978 begannen die ersten Frauen in der Spandauer Polizeikaserne ihre Ausbildung. Voraussetzung war eine mindestens vierjährige Tätigkeit als Politesse.

Die Zahl der Beamtinnen wuchs stetig, 1984 waren es bereits rund 170, weitere 150 befanden sich in der Ausbildung. 1991 waren es dann knapp 570 Beamtinnen. Sie taten auch als Hundeführerin, Polizeireiterin, in den geschlossenen Einheiten und bei der Wachpolizei Dienst. Im Jahr darauf trat beim Sondereinsatzkommando (SEK) die erste Frau zum Dienst an. Dennoch dauerte es weitere fünf Jahre, bis 1997 die erste Schutzpolizistin ihren eigenen Polizeiabschnitt übernehmen durfte.

Noch nicht ganz akzeptiert

Frauen sind heute aus der Schutzpolizei nicht mehr wegzudenken. Doch vorbehaltlos akzeptiert sind sie immer noch nicht, und bis in die oberste Führungsebene der Polizei haben es bislang nur wenige geschafft. So hielten noch im Jahr 2000 laut einer Studie der Berliner Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, wo die Kripo ausgebildet wird, 64,3 Prozent der Befragten den Anteil der Frauen im höheren Dienst „für ausreichend“: Damals waren es 8 Beamtinnen. Heute sind es 11 bei einer Gesamtzahl von 2.590 Schutzpolizistinnen. Seit dem Frühjahr hat Berlin mit Margarete Koppers die erste Polizeivizepräsidentin. OTTO DIEDERICHS