Tauziehen um Truppenabzug

UKRAINE Moskau kündigt schon wieder Rückzug von der Grenze an. Kiew fordert Absage von Luftwaffenübung

MOSKAU/KIEW/DONEZK ap/afp/dpa | Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin wieder einmal ein Einlenken angedeutet. Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen verfügte er einen Abzug der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze. Putin wies Verteidigungsminister Sergej Schoigu an, jene Truppen in die Kasernen zurückzubeordern, die an „geplanten Frühlingsmanövern“ in den Regionen Rostow, Belgorod und Brjansk beteiligt gewesen seien, wie der Kreml am Montag mitteilte. Alle drei Regionen grenzen an die Ukraine und ein tatsächlicher Abzug der 40.000 russischen Soldaten von dort wäre ein deutliches Signal der Deeskalation in der schwersten Ost-West-Krise seit dem Ende des Kalten Krieges.

Der Kreml gab allerdings nicht bekannt, wie viele Soldaten abgezogen werden sollten und wie schnell das geschehen solle. Das ukrainische Außenministerium teilte mit, es überprüfe noch, ob es auch tatsächlich einen Abzug gebe.

Gleichzeitig drängte die Regierung der Ukraine Russland, eine von Mittwoch bis Sonntag angesetzte Luftwaffenübung mit mehr als 70 Kampfflugzeugen im Südwesten Russlands abzusagen. Russlands Präsident forderte wiederum die Ukraine auf, ihre Truppen aus der Ostukraine zurückzuziehen, wo prorussische Aufständische zwei Provinzen für unabhängig erklärt haben. Auch die Wahl am Sonntag wollen sie boykottieren.

Die Kämpfe in der Ostukraine gingen am Montag weiter. Bei einem Granatenangriff in der Nähe des Bahnhofs von Slawjansk wurde ein ukrainischer Soldat getötet, wie das Verteidigungsministerium in Kiew mitteilte. Die Angreifer seien „zynisch“ vorgegangen, indem sie die Granaten vom Gelände eines Kindergartens aus abfeuerten.

Separatisten beklagen schlechte Kampfmoral

Die Anführer der Separatisten haben derweil eine schlechte Kampfmoral in der Bevölkerung beklagt. Die Bewohner von Brennpunkten wie Slawjansk und Kramatorsk seien kaum bereit, zu den Waffen zu greifen, sagte der „Verteidigungsminister“ der „Volksrepublik Donezk“, Igor Strelkow, in einer Videobotschaft an die Bevölkerung und rief diese dazu auf, sich dem Aufstand anzuschließen und das „russische Volk“ zu retten.

„Ich hätte nie gedacht, dass sich in der ganzen Region nicht einmal 1.000 Männer finden“, sagte Strelkow. Stattdessen machten es sich Hunderttausende vor dem Fernseher bequem. Nur eine kleine Gruppe von Freiwilligen aus Russland und der Ukraine kämpfe, sagte er und schimpfte über seine Landsleute: „Sie warten einfach auf die Armee aus Russland, die in der Lage ist, alles für sie zu tun.“