: „Ich moderiere schon anders“
Wenn Migranten moderieren, schauen auch mehr Migranten zu, sagt die WDR-Moderatorin Alenka Sodec
taz: Frau Sodec, moderieren Sie anders als Ihre deutschen Kollegen?
Alenka Sodec: Ich glaube, ich bin schon sensibler bei manchen Themen oder in meiner Wortwahl. Wenn es etwa um verbale Ausgrenzungen geht wie „die Russen“ oder „die Türken“. Ich glaube, ich bin da weniger schnell bereit zu pauschalisieren.
Weniger als Ihre Kollegen?
Gut, eigentlich muss jeder gute Journalist differenzieren. Vielleicht ist es bei mir eher ein natürlicher Reflex.
Können Sie von Ihrem Migrationshintergrund profitieren, wenn Sie moderieren?
Bei meinen Servicezeit-Sendungen eher nicht, da geht es ja um praktische Themen. Bei gesellschaftlichen Themen schon: Wenn es etwa um Integration geht oder darum, ob Kinder in der Schule anders behandelt werden, wenn sie aus einem anderen Land stammen. Da kann ich schon auf meine persönlichen Erfahrungen zurückgreifen.
War es für Ihre journalistische Karriere von Vorteil oder ein Hindernis, dass Sie aus Slowenien kommen?
Das spielte keine Rolle. Es war nie ein Problem, es hat aber auch niemand gesagt, jetzt lass uns doch jemanden nehmen, der nicht in Deutschland geboren wurde. Nur einmal, bei der Lokalzeit, gab es eine Zuschauerbefragung. Da wurde gefragt, ob die Moderatorin zur Region passt. Bei mir war das Ergebnis: passt eher nicht. Da hab ich mich dann schon gefragt, oh, vielleicht merkt man ja doch was.
Sie denken, man merkt es Ihnen nicht an?
Man hört es mir nicht an und man sieht es mir nicht an. Ich habe zwar dunkle, aber keine schwarzen Haare, ich lebe hier, seit ich fünf bin und spreche eher mit Öcher Akzent als mit einem anderen. Man merkt es höchstens am Namen.
Glauben Sie, es fördert Integration, wenn Migranten häufiger vor der Kamera stehen?
Ich finde es gut, wenn die Realität in der Gesellschaft sich auch in der Verteilung der Moderatoren in den Medien spiegelt. Wenn auch türkische Mitbürger einen aus ihrer Mitte im Fernsehen sehen. Aber eine adäquate Ausbildung muss trotzdem Voraussetzung sein.
Sender wie der WDR suchen in letzter Zeit gezielt nach Migranten. Finden Sie das gut?
Ich finde es gut, dass Migranten so die Chance haben, reinzukommen. Es gibt ja nicht so viele Migranten in den Medien im Augenblick. Das gab es vorher ja gar nicht, dieses bewusste „wir wollen das“.
INTERVIEW: MANFRED GÖTZKE