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Archiv-Artikel

Ein total ruinöser Hafenwettbewerb

Eine aktuelle Studie der Umweltorganisation WWF belegt: Die Norddeutsche Hafenkonkurrenz zwischen Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven belastet unnötig den Steuerzahler und beschädigt Natur und Umwelt

Die verbissene Konkurrenz der norddeutschen Seehäfen Wilhelmshaven, Hamburg und Bremerhaven verbrennt bis zu einer Milliarde Euro Steuergelder und belastet unnötig die Umwelt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) gestern in Hamburg präsentierte. Würden die Länder ihre Hafenpolitik miteinander abstimmen, könnte die öffentliche Hand nach WWF-Berechnungen problemlos zwischen 400 Millionen und knapp 1,1 Milliarden Euro einsparen.

Laut WWF-Studie verschlingen die Hamburger Hafenerweiterung, der Neubau des „Jade-Weser-Port“ und die Erstellung des Container-Terminals 4 in Bremerhaven real jeweils rund 1 Milliarde Euro. Dazu müssten noch einmal knapp 400 Millionen Euro addiert werden, die es kostet Elbe und Weser für die schwimmenden Containerriesen zu vertiefen.

Insgesamt beliefen sich die Gesamtkosten für Bund und Länder damit auf 3,34 Milliarden Euro. Dazu kämen noch einmal bereits eingeplante Ausgaben der öffentlichen Hand in Höhe von knapp 5 Milliarden Euro. Sie sollen in den Ausbau des Schienen- und Straßennetzes fließen, der für den wachsenden Güter-Weitertransport notwendig sei.

Das Problem dabei: Durch den Parallelausbau der drei Standorte würden Überkapazitäten für den Containerumschlag geschaffen. Statt der 2010 benötigten Gesamtkapazität von 17 Millionen Standard-Containern (TEU) würden die drei Häfen zu diesem Zeitpunkt auf knapp 24 Millionen TEU ausgelegt sein – ein Drittel mehr als benötigt.

Die Folgen laut WWF: Steuerverschwendung durch „Doppelinvestitionen“ und Raubbau an der Natur. „Ein einziger Tiefwasserhafen ist für die deutsche Nordseeküste voll ausreichend“, glaubt die WWF-Hafenexpertin Beatrice Claus. So schlägt der WWF vor, auf den Neubau des Wilhelmshavener Jade-Weser-Ports zu verzichten, und so eine Milliarde Euro einzusparen. Wird dieser aber gebaut, so ließen sich problemlos die Kosten für die geplante Vertiefung von Elbe und Weser einsparen, die rund 400 Millionen Euro verschlingt.

Diese Vertiefung lehnt der WWF auch aus ökologischen Gründen entschieden ab: Sauerstoff- und Schlickprobleme, Uferabbrüche und der Verlust wertvoller Flachwasserbereiche gefährdeten schon heute die Tier- und Pflanzenwelt. Neue Ausbaggerungen würden diese ökologischen Probleme noch zusätzlich verschärfen. MARCO CARINI