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Archiv-Artikel

Retter aus der zweiten Reihe

Die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein legen ihr Schicksal ganz in die Hände früherer Mitarbeiter der Deutschen Bank. Vor zwei Jahren war bereits der Ex-Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Bank, Hilmar „Peanuts“ Kopper, als Krisenmanager zur HSH-Nordbank geholt worden. Nun berief Kopper einen früheren Untergebenen aus Frankfurt an die Spitze des Vorstandes der Nordbank.

Der 54-jährige Investmentbanker Paul Lerbinger wurde aus dem vorzeitigen Ruhestand geholt. Karriere hatte er in der Deutschen Bank gemacht: Dort arbeitete der gebürtige Allgäuer in den 90er Jahren, als Fußballfreund Kopper Vorstandssprecher war. Lerbinger führte dann Borussia Dortmund als ersten und bislang einzigen Bundesligaklub an die Börse. Zuletzt managte Lerbinger als Co-Chef das deutsche Investmentbanking der US-Großbank Citigroup. Mit über 6.000 Angestellten war die Citigroup lange das größte ausländische Finanzinstitut in Deutschland, bis sie in der Finanzkrise zu Fall kam. Das Privatkundengeschäft wurde an ein französisches Institut verscherbelt und firmiert seither als Targobank. Targo wirbt wie zuvor die Citibank auf den Trikots des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen.

Im HSH-Aufsichtsrat soll es Skepsis gegeben haben, als der Name des Neuen fiel. Lerbinger gilt in Kiel und Hamburg – wie sein über Politik und Medien gestolperter Vorgänger Dirk „Dr. No“ Nonnenmacher – als Mann aus der zweiten Reihe und wohl auch der zweiten Wahl. Traditionell werden Spitzenpositionen in der Regionalbank, die sich mit globalen Spekulationsgeschäften fast in die Pleite zockte, aus dem eigenen Nachwuchs besetzt. Diese Regel hatten die CDU-Landesregierungen schon mit Nonnenmacher gebrochen. Dessen Vorgänger hatten die Bank ruiniert. Dr. Nos Rettungskurs hat Kenner durchaus überzeugt. Er selber scheiterte vor allem an seiner Außendarstellung, auch innerhalb der Bank. Lerbinger gilt dagegen als medienkompatibel. Für die Bankeigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein geht es um viel, wenn nicht noch mehr. Beide Länder stehen für 13 Milliarden Euro an Kapital und Bürgschaften gerade.

HERMANNUS PFEIFFER