vor ort : HOLGER PAULER über Proteste gegen einen extrem rechten Laden in Bochum
Der Bochumer Stadtteil Ehrenfeld ist kein Zentrum der extremen Rechten: Der Bezirk Westfalen der Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie hat hier seine Zentrale, im Haus der Stiftung des Ruhrgebiets ist das Archiv für soziale Bewegungen untergebracht und das ansässige Schauspielhaus galt über viele Jahre als Bindeglied zwischen aufgeklärter Bürgerlichkeit und antiautoritärer Rebellion. Auch die Bürger wählen eher links. Rot-Grün erzielte bei der Bundestagswahl 2005 locker 60 Prozent und selbst die Linkspartei kam auf 7,3 Prozent der Zweitstimmen. Die neonazistische NPD musste sich mit kümmerlichen 0,6 Prozent und 37 Stimmen begnügen. Von breiter Basis keine Spur.
Doch seit dem 14. Oktober sorgt ein kleiner, unscheinbarer Bekleidungsladen für Unbehagen: In der Oskar-Hoffmann-Straße Nummer 47, einer der Hauptstrecken des citynahen Stadtteils, eröffnete an diesem Termin der Laden „Goaliat“ – neben einem Friseursalon, gegenüber des iranischen Kulturvereins. Unter dem Namen konnten sich Anwohner und Durchreisende nicht wirklich etwas vorstellen – bis Details über das Sortiment bekannt wurden.
Denn in dem Laden wird unter anderem die Marke „Thor Steinar“ vertrieben. „Hier wird der germanische Gott des Donners, Thor, mit dem Namen des SS-Obergruppenführer Felix Steiner verknüpft. Steiner war der erste Divisionskommandeur der 5. SS-Panzer-Division ‚Wiking‘“, heißt in einem Info der örtlichen Antifa. Das Runen-Logo der Marke ist in einigen Bundesländern verboten, Bundesligist Hertha BSC Berlin verweigert Fans mit „Thor-Steinar“-Klamotten sogar den Zutritt ins Olympiastadion. Borussia Dortmund und der VfL Bochum wollen folgen.
Die Sache ist also eindeutig. Zumal der Besitzer des Ladens, Torsten Kellerhoff, Kontakte zur rechten Szene hält. Er selbst bezeichnet sich zwar als „Althooligan“, im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde er allerdings im Zusammenhang mit der Organisation von „Rechtsrock-Konzerten“ genannt. Die Namen zweier Protagonisten der neonazistischen „Freien Kameradschaften“, Thorsten Heise und Christian Worch, tauchten dort ebenfalls auf. „Wenn Kellerhoff vorher nicht wusste, was er tut, mittlerweile sollte er es wissen“, sagte Christian Michalak vom Grünen Kreisverband. Auf eine Distanzierung verzichtete Kellerhoff aber bislang. Aus gutem Grund: Immerhin zogen der Kreisvorsitzende Carsten Römhild und Bernd Büdenbänder aus dem Umfeld der Freien Nationalisten in die Nachbarschaft. Zur Eröffnung tauchten einschlägig bekannte Gesichter aus Bochum und Umgebung auf.
Doch anders als an anderen Orten kann der Laden „Goaliat“ in Bochum-Ehrenfeld nicht wirklich auf die Unterstützung einer rechtsextremen Szene zählen. Ein breites Bündnis will statt dessen „alle politischen und rechtlichen Mittel ausschöpfen“, um gegen den Laden vorzugehen. Anwohner, der Kreisverband der Grünen, der SPD-Ortsverband, das Schauspielhaus oder Fan-Clubs des VfL Bochum haben angekündigt, sich an Aktionen gegen „Goaliat“ zu beteiligen.