„Vorbildliche IBA-Planer“

STADTENTWICKLUNG Die Architektin Karin Roosen findet, dass die Ressorts mehr kooperieren müssen

■ 48, ist Präsidentin der Hamburgischen Architektenkammer und Partnerin bei LRW Architekten und Stadtplaner.

taz: Frau Loosen, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat angekündigt, in Zukunft müssten die östlichen Stadtteile entwickelt werden: Billstedt, Horn, Rothenburgsort. Liegt er damit richtig?

Karin Loosen: Das sind sicher Gebiete, die bisher nicht so im Fokus waren und wegen ihrer Nähe zum Stadtrand interessante Wohnstandorte sein können.

Müsste der Senat vorher den Sprung über die Elbe vollenden?

Stadtentwicklung muss in mehreren Bereichen gleichzeitig stattfinden. Wichtig ist, dass man die Infrastruktur und Versorgung mitplant. Insofern kann man durchaus an mehreren Stellen gleichzeitig in der Stadt wachsen.

Wie viel Verdichtung verträgt Wilhelmsburg noch? Bleibt der Wilhelmburger Osten tabu?

Das sind Aushandlungsprozesse und Fragen, die ganz eng mit den Bürgern und dem Bezirk Mitte überlegt werden müssen. Wir haben ein hoch qualifiziertes Planungsteam als Folge der Internationalen Bauausstellung IBA. Für die ist es die Aufgabe, im Einvernehmen mit allen Belangen zu prüfen, inwieweit verdichtet werden kann.

Gibt es eine goldene Regel für die Bebauungsdichte in der Innenstadt?

Es gibt den Maßstab der Kontorhäuser, den Maßstab der Gründerzeithäuser … es gibt verschiedene Maßstäbe in den Quartieren, an denen man sich orientieren sollte und das wird auch zum Großteil getan.

Welche Impulse sind von der IBA ausgegangen?

Dass man Stadtentwicklung integrativ betreibt, das heißt, man entwickelt Wohnen, Ausbildung, Verkehr, Grün, Gewerbe gemeinsam und versucht im Konsens, ein Stück Stadt zu entwickeln. Das bedarf guter Kommunikationsprozesse und prozesshaften Planens. Das hat die IBA-Planungstruppe vorbildlich gezeigt.

Wo liegt die größte Herausforderung für die Stadtentwicklung in den nächsten Jahren?

Zeitgemäße Planungsinstrumente zu finden, heißt, mehr fachübergreifende Zusammenarbeit der Ressorts, die noch stark nach dem alten Leitbild der funktionsgetrennten Stadt arbeiten, wir aber heute eine funktionsgemischte Stadt wollen: kurze Wege und das Ineinandergreifen. INTERVIEW: KNÖ

„Perspektiven der Stadtentwicklung“, Vortrag und Diskussion mit Olaf Scholz, Matthias Iken (Hamburger Abendblatt), Elke Pahl-Weber (TU Berlin), Marco Lohman (Baugenossenschaft Bergedorf-Bille), Karin Loosen (Architektenkammer): 18 Uhr, Bucerius Law School