: Finanzierung bleibt doch am Kaffee hängen
BILDUNG Präsidentin Katja Windt will die private Bremer Jacobs University radikal umbauen und ab dem Jahr 2018 wirklich ganz ohne öffentliche Gelder auskommen. Doch die Belegschaft macht sich Sorgen
VON BENNO SCHIRRMEISTER
Dass Katja Windt, die neue Geschäftsführerin der privaten Jacobs University Bremen (JUB), ständig von „Change“ und dem Change-Prozess spricht, der durch die Fokussierung auf „Diversity, Health und Mobility“ eingeleitet werde, klingt wie pures Manager-Gefloskel. Es ändert sich aber wirklich viel an der Privat-Uni, wie Windt am Mittwochnachmittag in einer gemeinsamen Sondersitzung von Wissenschaftsausschuss und Wirtschaftsdeputation auf dem Campus erklärte. Die Veränderungen kann man auch daran festmachen, dass es mittlerweile einen Betriebsrat gibt, der angesichts geplanter rabiater Kürzungen die Sorgen der MitarbeiterInnen artikuliert.
Im Februar hatte Windt noch angekündigt, fast ein Viertel der Stellen abzubauen (taz berichtete). Mittlerweile befinde man sich zwar laut der neuen Betriebsratsvorsitzenden Gabriele Graf in „sehr guten Gesprächen mit der Uni-Leitung“. Aber die allgemeine Verunsicherung hat sich auch durch die Konkretisierung „nicht sehr abgeschwächt“, sagt Graf.
Die JUB hat sich verpflichtet, ab 2018 ohne Staatsknete auszukommen. Dafür wird Windt den Stellenplan um 65 auf 415 reduzieren – bei einer massiven Neuorganisation. Bislang springt das Land Bremen noch mit drei Millionen Euro jährlich ein. Das ist wenig gemessen am wirtschaftlichen Effekt einer Uni, es bedeutet sensationell niedrige 11.000 Euro Kosten pro AbsolventIn. Und es ist auch nicht viel im Vergleich zu den fast 300 Millionen Euro, mit denen die Schweizer Jacobs-Foundation der aus Bremen stammenden Kaffee-Familie den Namen der Universität bezahlt. Zugleich ist es eine Unsumme gemessen an der Geldnot von Bremens öffentlichen Hochschulen.
Nun will Windt die Kosten senken, indem sie alles Forschen, Lehren und Lernen in die drei Themengebiete Gesundheit, Mobilität und Diversität einsortiert. Einige Studiengänge fallen weg und die Master-Programme werden ausgedünnt: Von jetzt zwölf bleiben im Sommer 2015 nur zwei übrig. Drei neue und stärker profitträchtige Master-Programme will man stattdessen entwickeln. Titel und Starttermin gibt es aber noch nicht.
Dem skeptischen Hinweis der Linksfraktionsvorsitzenden Kristina Vogt, auf diese Weise verwandele man sich in eine Fachhochschule, widersprach Windt. „Wir bleiben forschungszentriert“, betonte sie, auch wenn man bestrebt sei, sich der Industrie anzunähern um die Einnahmen zu erhöhen. Auch Grundlagenforschung könne für Unternehmen attraktiv sein.
Allerdings wirkt das von Windt als Prototyp bemühte, jüngst gestartete Projekt zur Erforschung der Kakaobohnen-Arten wie ein inszenierter Trick. Auftraggeber ist die Barry Callebaut AG, der Schokoladen-Weltmarktführer. Die zahlt 3,7 Millionen Euro für den Spaß. Aber Barry ist eben auch doch wieder nur ein neuer Name fürs alte: Klaus Jacobs hat das Unternehmen 1991 gegründet. 60 Prozent der Aktien halten seine Erben.