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Archiv-Artikel

… die Standesämter? Mehrarbeit zulasten der Staatskasse

Zu Jahresende boomt das Hochzeitsgeschäft. Die Standesämter Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte haben eigens ihre Sprechstunden für Donnerstag abgesagt – damit mehr Zeit für Hochzeiten bleibt. „Damit haben wir Kapazitäten für bis zu 20 Eheschließungen“, erklärt Volker Weber vom Standesamt Neukölln.

Normalerweise sei an einem Donnerstag in Neukölln Platz für fünf Hochzeiten. Was meist auch genügt. Doch bis Mittwoch seien schon 16 Anträge auf Eheschließungen – so heißt das formvollendet im Amtsdeutsch – für den 30. Dezember eingegangen. Auch der Rest der letzten Woche ist beliebt: Von Montag bis Freitag stehen laut Weber im Schnitt je sieben mal zwei Heiratswillige auf dem Programm.

Drängt die Liebe? Ist es die romantische Vorstellung, auf das neue Jahr schon mit der Ehefrau, dem Ehemann anstoßen zu können? Der Profi aus dem Amt vermutet profaner Gründe: „Für mich sind das die Steuerflüchtlinge“, sagt Weber. Wer vor Silvester Ja sagt, kann die finanziellen Vorteile des Ehegattensplittings rückwirkend für das ganze Jahr beanspruchen. „Jedes Jahr erleben wir, dass Paare noch schnell heiraten wollen“, erzählt Weber. Nur in den klassischen Hochzeitsmonaten im Sommer sei der Andrang ähnlich hoch.

Wenn die hiesigen Standesämter überfüllt sind, müssen sich die Paare einen anderen Termin suchen – oder einen anderen Ort. Heiraten könne man im ganzen Bundesgebiet, erklärt Weber. „Nur zu Silvester wird es in Berlin knapp.“

Im neuen Jahr aber zeichnet sich ein weiterer Engpass ab. Für den 11. 11. 11 rechnet Weber mit einem Jahresrekord: „So ein Datum gibt es nur sehr selten. Da werden wir rund 40 Paare trauen müssen.“ Wer mit dem Schnapszahltag liebäugelt, sollte zunächst den 11. Mai vormerken. Ab dann werden die Eheschließungstermine vergeben. Egal wer schließlich zum Zuge kommt. Die Quote der Romantiker unter den Ja-Sagern dürfte am 11. 11. weitaus höher ausfallen als in der Nach-Weihnachts-Woche. SIMON POELCHAU Foto: reuters