: Holocaust im Bahnhof
Bahn-Chef Mehdorn und Verkehrsminister Tiefensee legen Streit um Ausstellung über Juden-Deportation bei
BERLIN ap ■ Die Deutsche Bahn AG zeigt auch auf Bahnhöfen ab Ende Januar 2008 eine Ausstellung über die Rolle der Reichsbahn im Holocaust. Mit dieser Entscheidung haben die Bahn und das Verkehrsministerium am Freitag einen Streit beigelegt, der sich an der Weigerung von Bahnchef Hartmut Mehdorn entzündet hatte, eine Ausstellung über die Deportationen französischer Kinder in Bahnhöfen zu zeigen. Mehdorn hatte sinngemäß argumentiert, das Umfeld in Bahnhöfen werde der Ernsthaftigkeit des Ausstellungsgegenstandes nicht gerecht.
Die Bahn spielte eine entscheidende Rolle bei den Deportationen von Juden und anderen Minderheiten aus ganz Europa in die Konzentrations- und Vernichtungslager des Dritten Reiches. In der Ausstellung soll die Geschichte der Reichsbahn im Nationalsozialismus und der Deportationen „sowohl in Bahnhöfen als auch in deren unmittelbarer Nähe“ gezeigt werden, hieß es.
Vorausgegangen war zunächst ein Streit zwischen der deutsch-französischen Journalistin Beate Klarsfeld und der Bahn AG über eine Ausstellung zum Schicksal französischer Kinder bei den Deportationen. Mehdorn hatte sich geweigert, die Schau in Bahnhöfen zu zeigen, und war dafür auch von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee kritisiert worden. Die nun zusammengestellte Ausstellung soll weit umfangreicher sein als die von Klarsfeld in Frankreich gezeigte.
Nun hieß es, mit der Bereitschaft, Teile der Ausstellung auch in Bahnhöfen zu zeigen, „entspricht die DB AG auch einem besonderen Anliegen“ Tiefensees. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehe „das unermessliche Leid der deportierten jüdischen Kinder“, hieß es. Grundlage solle die bereits bestehende Dauerausstellung im DB-Museum in Nürnberg sein. Klarsfeld wurde gebeten, ihr Material zur Verfügung zu stellen, um auch Elemente der Ausstellung „11.000 jüdische Kinder. Mit der Reichsbahn in den Tod“ der Organisation „Les Fils et Filles des Déportés Juifs des France“ (Söhne und Töchter der deportierten französischen Juden) in die neue Ausstellung zu integrieren.
Mehdorn habe sich damit für ein eigenes, dauerhaft angelegtes Konzept zur Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Geschichte entschieden, erklärte die Bahn. Die Ausstellung solle nicht nur an Standorten der Bahn gezeigt werden, sondern auch anderen Institutionen, beispielsweise Kommunen, zur Verfügung gestellt werden. Eröffnet werden soll die Ausstellung am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag und Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz 1945.