: Aderlass auch in den Ferien
BLUTSPENDE Zur Vermeidung von Konserven-Engpässen im Sommer sorgen Rotes Kreuz und regionale Blutspendedienste vor – jeder auf seine Weise
Die klassische „Vollblut“-Konserve wird nur noch in den seltensten Fällen verabreicht, in der Regel werden nur bestimmte Bestandteile benötigt. Dafür wird das gespendete Blut innerhalb von 24 Stunden im Labor aufgespalten, aufbereitet und haltbar gemacht.
■ Aus einem halben Liter Blut entstehen so bis zu drei Präparate: Blutplättchenkonzentrate werden beispielsweise bei Gerinnungsstörungen eingesetzt; rote Blutkörperchen bei genereller Blutarmut; Blutplasma, wenn nach Blutverlust nicht nur Mangel an roten Blutkörperchen herrscht, sondern auch an Gerinnungsfaktoren und Eiweißen
■ Parallel zur Aufbereitung wird – gesetzlich vorgeschrieben – geprüft, ob das Blut frei von Krankheitserregern ist. Bis zur Freigabe dauert es bis zu zwei Tage.
■ Etwa 19 Prozent des hierzulande gespendeten Blutes wird für die Behandlung von Krebspatienten verwendet, 16 Prozent jeweils bei Herzerkrankungen und Magen-Darm-Erkrankungen. Rund zwölf Prozent kommen Unfallopfern zugute, sechs Prozent Leber- und Nierenkranken, etwa fünf Prozent Patienten mit Blutarmut und Blutkrankheiten. KGI
Rund 15.000 Bundesbürger täglich werden mit einer Blutspende versorgt. Dabei handelt es sich nicht nur um Menschen, die bei einem Unfall viel Blut verloren haben, sondern vor allem auch um Patienten mit schweren Herz- oder Krebserkrankungen, die regelmäßig auf Bluttransfusionen angewiesen sind. Weil die Medizin Blut noch nicht künstlich herstellen kann, benötigen Kliniken und Ärzte permanent Blutspenden – und so werden immer neue Spender gesucht. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sind 80 Prozent der Deutschen einmal in ihrem Leben auf eine Blutspende angewiesen. Durch eine stetig älter werdende Bevölkerung steigt der Bedarf zusätzlich. Und haltbar sind Blutkonserven nur rund fünf Wochen.
Tatsächlich spenden derzeit etwa drei Prozent der Bundesbürger. „Berücksichtigt man alle gesetzlichen Vorgaben, könnte die Zahl aber auch bei 33 Prozent liegen“, sagt Sabine Kraas, Leiterin der Institute für Transfusionsmedizin in Schleswig und Lütjensee beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost. Mit ihrem Regionalverband ist die Medizinerin darauf bedacht, eine durchgängige Versorgung mit Präparaten zu gewährleisten.
Für die nahenden Sommerferien muss in besonderem Maße vorgesorgt werden: „Viele unserer Stammspender fahren in den Urlaub“, sagt Lutz Schmidt, ärztlicher Leiter des Blutspendedienstes Hamburg. „Durch besondere Aktionen wollen wir schon im Vorwege zum Spenden motivieren.“ Für einen halben Liter Blut erhalten Spender beim Blutspendedienst Hamburg eine pauschale Aufwandsentschädigung von rund 25 Euro. Bringen sie auch noch einen Neuspender mit, erhalten sie weitere zehn Euro. Bei der Aktion „Give me five“ winken zusätzlich 50 Euro für fünf neue Spender.
Das DRK hat mit Blick auf die Ferienzeit etliche Sondertermine eingeplant. Im Gegensatz zu den stationären Einrichtungen anderer Dienste hat es zudem die Möglichkeit, mit seinen mobilen Spendeeinrichtungen in ländliche Gebiete zu fahren oder etwa Firmen aufzusuchen.
„Die Spendebereitschaft ist auf dem Land oft höher als in städtischen Ballungsgebieten“, sagt Sabine Kraas. Blutspenden sei dann häufig auch eine Gelegenheit für Austausch unter Nachbarn, es habe einen gemeinschaftlicheren Charakter. „Man kennt sich nicht nur untereinander“, so Kraas, „sondern meist auch die freiwilligen Helfer der Ortsverbände.“
Eine Aufwandsentschädigung zahlt das DRK ausdrücklich nicht. „Ein finanzieller Nutzen darf weder für den Spender noch für denjenigen, der für die Blutentnahme zuständig ist, ein Beweggrund sein“, erklärt die Medizinerin. Die Spende müsse freiwillig erfolgen und einen rein gemeinnützigen Charakter haben.
An den Gemeinschaftssinn appelliert auch der Hamburger Blutspendedienst – und wirbt mit Slogans wie: „Werden Sie Lebensretter!“ Seine Möglichkeiten an, nun ja, frisches Blut heranzukommen, sind allerdings durch ein kleineres Netzwerk und seine geringere Mobilität begrenzter. „Würden wir unsere Spender nicht bezahlen“, sagt Lutz Schmidt nüchtern, „hätten wir nicht genug Konserven.“
Für welche Spendeeinrichtung man sich auch entscheidet – ob Rotes Kreuz, kommunale oder auch private Blutspendedienste – ist am Ende nebensächlich: In jedem Fall tragen Spenden entscheidend zur Versorgung von Patienten bei. Allein mit einer Spende kann bis zu drei Schwerkranken oder -verletzten geholfen werden. KATHARINA GIPP